Add-On I Lust auf Frühling
13 Was hilft akut gegen Heuschnupfen? Bei einem Allergologen die Sache abklären lassen. Dann: kortison- haltige Nasentropfen, Antihista- minika oder eine Kombination aus beidem, sagt der Bochumer Fachmann, „und natürlich: All- ergen-Karenz!“ Sich fernzuhalten von Pollen, auf die man allergisch reagiert, ist allerdings leichter ge- sagt als getan. Das weiß auch der Arzt. Er betont sogar, dass das nicht dazu führen dürfe, dass je- mand mit Heuschnupfen nicht mehr am normalen Leben teil- nehme, „dass er den ungelüfteten Raum nie mehr verlässt“. Was aber schon helfe, sei: „Haa- rewaschen vor dem Schlafen- gehen“, oder „Lüften, wenn es passt“, also wenn die Pollen ge- rade nicht fliegen. In der Stadt ist das üblicherweise am frühen Morgen so, auf dem Land eher abends, oder bei Windstille und kurz nach dem Regen. Prof. Heinrich Dickel kennt die Vorbehalte gegenüber Kortison und Antihistaminika, und setzt dennoch darauf. Denn Kortison, erläutert der Fachmann, habe, wenn es zeitlich und lokal be- grenzt angewendet werden, „kei- ne ernsten Nebenwirkungen“. Antihistaminika zu nehmen, scheut sich mancher, weil er fürchtet, sie machten müde. Die erste Generation dieses Medika- ment hatte tatsächlich „sedieren- de Wirkung“, für die heute erhält- lichen träfe das aber nicht mehr zu, sagt Dickel. „In Einzelfällen können Antihistaminika müde machen, aber das ist nicht mehr relevant. Dann steigen Sie einfach auf ein anderes Präparat um.“ Was hilft langfristig gegen Heuschnupfen? Hat der Allergologe bestimmte Pollen als Hauptauslöser für die Allergie identifiziert, kann man über eine spezifische Immunthe- rapie nachdenken, die sogenann- te „Hyposensibilisierung“. Sie zaubere die Allergie nicht weg, räumt Dickel ein. „Aber sie trai- niert das Immunsystem so, dass es lernt, sie zu tolerieren.“ Die The- rapie gehe in der Regel über drei Jahre, „aber die meisten merken schon nach ein, zwei Jahren, dass es besser wird, sie beispielsweise kaum noch Medikamente brau- chen.“ Zwei solcher Therapien sind der- zeit für die Hyposensibilisierung zugelassen: Bei der subkutanen spezifischen Immuntherapie (SCIT) spritzt der Arzt dem Pati- enten über drei Jahre lang einmal im Monat das Allergen unter die Haut. Bei der sublingualen spezi- fischen Immuntherapie (SLIT) sind es Tropfen oder Tabletten, die helfen sollen, und die der Pa- tient sich selbst täglich unter die Zunge legt. Beide Formen der Hyposensibilisierung seien „sehr erfolgreich“, sagt Dickel, insbe- sondere bei Hasel, Erle, Birke, Gräsern und Roggen. Alternative Heilmethoden gegen Heuschnupfen Auch mit Akupunktur machen Betroffene gute Erfahrungen. „Die Evidenz, dass sie wirkt, ist deutlich geringer“, so Dickel, der „Schulmediziner“. „Aber wer hilft, hat Recht. Der Patient mag es ausprobieren.“ Wer hilft gegen Heuschnupfen? Allergologen. Zu finden sind Ärz- te mit dieser Zusatzqualifikation meist unter den Haut-, HNO-, Lungen- und Kinderärzten vor Ort. „Wir sind inzwischen so auf- gestellt, dass wir die Beschwerde- last deutlich mindern können“, glaubt Prof. Heinrich Dickel. Der Allergologe erhebt zunächst die Krankengeschichte, nimmt dem Patienten dann Blut ab und macht gegebenenfalls einen „Prick-Test“, um die Allergie auslösenden Pol- len exakt zu identifizieren. Kann man Heuschnupfen heilen? Leider nein. Eine Pollenallergie sei auch nach einer Hyposensi- bilisierung nicht „weg“, sie werde nie wieder völlig verschwinden. „Aber man kann lernen, mit der Zeit besser damit umzugehen“, betont der Bochumer Fachmann. Möglich sei auch ein „phasischer Verlauf: ausgeprägter in dem einen Jahr, kaum bemerkt im nächsten“. Schützt Alter vor Allergien? Leider nein. Das Gegenteil ist eher der Fall. Es sei sogar „das Wesen der Allergie, dass die Wahrscheinlichkeit einer Mani- festation mit der Dauer der Ex- positionszeit zunimmt“, erläutert Dickel. Also: Je länger es jemand mit Pollen zu tun hat, desto wahr- scheinlicher wird er allergisch auf sie reagieren. „Tatsächlich“, beru- higt Dickel, „ist eine Erstdiagnose von Heuschnupfen mit 75 eher eine Seltenheit.“ Was versteht man unter Kreuzallergien? Mehr als die Hälfte der Pollen-Al- lergiker ist laut Techniker Kran- kenkasse zudem überempfindlich gegenüber bestimmten pflanz- lichen Nahrungsmitteln: Gemü- sen, Obst oder Nüssen. Wer auf Birkenpollen reagiert, verträgt unter Umständen keine grünen Äpfel mehr; ein Beifuß-Allergiker keine Karotten oder Sellerie. Die- se Nahrungsmittelallergie nennt man Kreuzallergie. Kann man Heuschnupfen vorbeugen? Babys, die wenigstens die ersten vier Monate ihres Le- bens lang gestillt werden, haben laut Bundeszentrale für gesund- heitliche Aufklärung ein deutlich geringeres Risiko als andere, eine Allergie zu entwickeln. Selbst wenn sie genetisch vorbelastet sind, die Eltern also selbst Aller- giker sind. Rauchende Eltern er- höhen das Risiko dagegen. Allergien können durch sehr unterschiedliche Stoffe ausgelöst werden: Tierische Proteine oder Hausstaub zum Beispiel. Im Frühjahr sind es Blü- tenpollen. Ein Test bringt Aufklärung über die Art der Allergie. Fotos: Adobe Stock Lust auf Frühling
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