22 UNTERWEGS MIT DEM RAD Hoch zu Rad Schermbeck. Dort drüben, also da oben, sitzt doch jemand in luftiger Höhe und tritt fröhlich in die Pedale! Ja, Christoph Dorr kennt die ungläubigen Blicke, wenn er mit seinem Hochrad unterwegs ist. Besonders die jungen Menschen, die „coolen Kiddies“, wie er sie nennt, rufen ihm dann auch schon mal begeistert hinterher. Nur um sich im nächsten Moment zu wundern: „Wo ist denn der Akku?“ Aber nee, hier läuft nix elektrisch, denn hier fährt der Vorgänger vom Sicherheitsniederrad, auch bekannt als… Fahrrad. Und das hat es dem 61-Jährigen angetan, so sehr sogar, dass er sich sein eigenes Exemplar gebaut hat. Wie es dazu gekommen ist? „Das ist eine lange Geschichte.“ Denn das Radfahren und die Radtechnik begleiten ihn „schon seit Ewigkeiten“, wie Christoph Dorr sagt. Früher hat er viele Rennen bestritten – den Ötztaler Radmarathon hat er mehrmals geschafft, das 24-Stunden-Rennen auf Wenn Christoph Dorr mit seinem Rad unterwegs ist, dann ist er schon von Weitem zu sehen. Der Schermbecker hat sich sein eigenes Hochrad gebaut dem Nürburgrennen hat er gleich drei Mal durchgestanden – bis ihm 2009 eine schwere Krankheit dazwischen kam. „Mit dem Leistungssport war es dann vorbei“, erzählt er. Nicht gerade leicht für jemanden, den sogar der Arzt als „Adrenalinjunkie“ bezeichnet. Also musste ein neues Hobby, eine neue Herausforderung für ihn her. Und weil er sich schon immer für außergewöhnliche Räder interessiert hatte, stieß er schon bald auf die Hochradfahrschule in Mönchengladbach. Entschleunigungstherapie für Adrenalinjunkies „Aber wie es der Zufall manchmal will“, erklärt Christoph Dorr, „recherchiert man weiter und weiter...“ Und plötzlich findet man im Internet schon vor dem Kurs jemanden, der Hochräder hobbymäßig baut und verkauft. Da musste er einfach zuschlagen, denn sonst kommen die meisten Nachbauten aus Tschechien „und sind unbezahlbar“. Damit besaß er nun sein erstes Hochrad, das er natürlich sofort mal ausprobieren wollte. Allerdings ist das gerade am Anfang nicht gerade einfach… Am besten führt er es gleich mal vor. „Das sind die Aufstiegshilfen“, erklärt er und zeigt auf die waagerechten Metallstreben am kleinen Hinterrad. Darauf stellt er sich nun, hält sich am Lenker fest und lässt sich nach vorne rollen. Das kann schon etwas wackeln, aber keine Sorge, wer geduldig ist, bekommt ein Gefühl fürs Gefährt. „Das Hochradfahren ist sozusagen eine Entschleunigungstherapie für Adrenalinjunkies“, erzählt Christoph Dorr und lacht. Perfekt also für ihn! Und so setzt er sich nun auf den Sattel, der wirklich weit oben ist! „Das Rad hat 52 Zoll“, sagt Christoph Dorr, „und ist damit über 1,35 Meter hoch.“ Als Maschinenbauingenieur konnte Christoph Dorr detaillierte Bauzeichnungen für sein eigenes Hochrad anfertigen. VON SARA SCHURMANN (TEXT) UND RALF ROTTMANN (FOTOS)
RkJQdWJsaXNoZXIy MjExNDA4