23 UNTERWEGS MIT DEM RAD Links: gekauft, rechts: gebaut. Im vergangenen Jahr hat Christoph Dorr mit seinem Hochrad insgesamt 2300 Kilometer zurückgelegt. Von dort hat er einen weiten Blick, kann über Maisfelder und Zäune schauen, und das ist doch herrlich, findet er: „Das ist wie bei Reitern oder Lkw-Fahrern: Hochsitzen ist einfach etwas Tolles!“ Aber, das betont er auch: „Wenn man nicht aufpasst und runterfällt, kann es auch richtig, richtig wehtun.“ Aufpassen, sonst wird’s gefährlich! Gerade auf Schotterwegen kam es früher, in der Hochzeit des Hochrads – also zwischen 1870 und 1892 –, immer wieder zu gefährlichen Kopfstürzen. Denn klar, sich mit den Füßen auf dem Boden abzufangen, das geht eben nicht. Deshalb der Tipp vom Experten: „Man muss immer aufpassen und vorausschauend fahren, gerade in Ortschaften, wirklich geeignet sind aber eigentlich nur verkehrsarme Wirtschaftswege.“ Gleichzeitig bringt die Aufmerksamkeit einen weiteren Vorteil mit sich: „Dadurch erlebt man alles viel intensiver.“ Das ist auch der Grund, weshalb er mit dem Hochradfahren nicht mehr aufhören kann, ja, fast ist es schon zu einer „Sucht“ geworden, gibt er zu. Ärgerlich nur, dass sein erstes Hochrad nach 500 Kilometern schlapp machte. Zwar konnte er es wieder reparieren, aber für Langstrecken war es einfach nicht geeignet. Nun kam dem Maschinenbauingenieur eine Idee: Er könnte doch sein eigenes Hochrad bauen! Zwei Jahre lang tüftelte er, ließ sich von anderen Modellen inspirieren und optimierte bestimmte Funktionen. Die Aufstiegshilfen beispielsweise plante er unterschiedlich hoch, „dadurch kommt man bequemer rauf“. Ein befreundeter Schlosser schweißte und lötete alles nach seinen detaillierten Zeichnungen, sodass er 2020, „an Karfreitag“, weiß er noch, zum ersten Mal auf seinem Eigenbau sitzen konnte. „Das war ein tolles Gefühl“, erinnert er sich. Denn das Fahren ist nun weniger wackelig, macht noch mehr Spaß. Und damit er nicht immer alleine radeln muss, kaufte er gleich noch ein drittes Hochrad – für seinen Neffen, der ihn seitdem regelmäßig auf seinen Touren begleitet. „Wenn man fährt, ist man einfach zufrieden“, hält er fest. Deshalb dreht er gleich nochmal eine kleine Runde und lüpft dabei galant seinen Hut. Tschüss!
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