NRZ | Digitales Themenheft | Heimat am Niederrhein

25 UNTERWEGS MIT DEM RAD Etappenrennen, das ich nach einer Woche mit 40 Hundertsteln Vorsprung gewonnen habe.“ Manchmal kommt es tatsächlich auf Millisekunden an. So wie eben beim Circuit Franco-Belge im Jahr 1933. „Danach war ich dann Profi.“ Und ja, es ist wunderbar, wenn ein Hobby zum Beruf wird, „dass man dafür bezahlt wird, um die Welt zu reisen“, sagt Sven Teutenberg. Aber zur Wahrheit gehören auch ungemütlicher Schneeregen, schmerzhafte Stürze oder frustrierende Ergebnisse. Dennoch, gezweifelt hat er nie, weiterfahren wollte er immer. Denn er hatte ja immer noch den großen Traum… Im Jahr 2001 war es schließlich so weit, er durfte endlich, endlich an der Tour de France teilnehmen. Aber war es wirklich so beeindruckend, wie er es sich als kleiner Junge vorgestellt hatte? Ja! Mit 188 anderen Rennfahrern ging er an den Start, war rund drei Wochen lang unterwegs, legte 3453 Kilometer zurück… und fuhr als einer von 144 Teilnehmern, genauer gesagt als 81., ins Ziel ein. Was für ein Erfolg! „Damit ist mein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen“, hält er fest klärt er. Er berät andere Radbegeisterte, fragt nach ihren Wünschen: Wofür soll das Fahrrad sein? Für lange Strecken durch die Natur? Mit oder ohne Gepäck? Oder doch eher für kurze Touren durch die Stadt? „Dann stellen wir die Räder individuell zusammen“, sagt er. Es gibt auch eine Hausmarke, die „La Bici“-Räder, die in der kleinen Werkstatt entstehen. Die Rahmen designt und testet er selbst, aber auch das Aussehen spielt eine nicht ganz unwichtige Rolle. Deshalb also das lila-türkisfarbene Rad mit goldenem Schriftzug? Er nickt. „Gut, das ist speziell. Aber wenn das Rad einen zuhause schon anlacht, sitzt man auch öfter drauf“, ist er überzeugt. Wie oft er selbst noch unterwegs ist? Sven Teutenberg überlegt kurz. „Früher waren es 40.000 Kilometer im Jahr, heute sind es 10.000 Kilometer.“ Weil ihm immer noch das Radfahren einfach Spaß macht. Und ja, auch die Faszination für die Tour de France hat er nie verloren, deshalb fährt er jedes Jahr dorthin. Wenn er dann mit vielen anderen Menschen am Straßenrand steht, den Hubschrauber in der Luft hört und auf die Rennfahrer wartet, dann packt ihn jedes Mal wieder dieser Nervenkitzel… Im Jahr 2001 ist für Sven Teutenberg ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen: Er nahm an der Tour de France teil. Achja, hinter dem Pokal steht sogar noch ein etwas angestaubtes Bild, einmal kurz pusten, dann zeigt er stolz, wie er einst die Ehrenrunde auf der Champs-Élysées gedreht ist. Besonders erschöpft sieht er auf dem Foto nicht aus, und das, obwohl er als Sprinter sogar Vierter der Etappe geworden ist… „Wenn Millionen Menschen am Straßenrand stehen, hat man einfach nur Gänsehaut“, erklärt Sven Teutenberg, „das ist so überwältigend, dass man – obwohl man müde und kaputt ist – in drei Wochen nochmal fahren würde.“ Ist er aber nicht, dafür hat er fünf Mal das spanische und ein Mal das italienische Etappenrennen bestritten, ist darüber hinaus aber auch noch viele weitere Rennen gefahren. Aber eines stand von Anfang an fest: „Als Radrennfahrer weißt du, dass den Sport nicht machen kannst, bis du alt bist.“ „La Bici“ in Düsseldorf Deshalb eröffnet Sven Teutenberg bereits im Jahr 2002, sieben Jahre vor seinem endgültigen Karriereende, sein Fahrradgeschäft „La Bici“ in Düsseldorf. „Dadurch bin ich nicht in ein Loch gefallen, weil mir die Arbeit hier ebenfalls großen Spaß bereitet“, er-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjExNDA4