WP | Digitales Themenheft | Natürliche Heilkraft

Hat ein Baum sich verletzt, tritt an seiner Wunde eine zähe Substanz aus: goldgelb bis dunkelbraun, klebrig, aromatisch – und heilend. „Das Harz ist für den Baum wie ein natürliches Schutz- und Wundpflaster, das seine Verletzung gleichzeitig reinigt und verschließt“, erklärt Silja Parke beim Streifzug durch einen Wald nahe des Wiestalstausees im Salzburger Land. Oft kommt die Kräuterpädagogin hierher und spaziert stundenlang zwischen Lärchen, Fichten und Buchen hindurch. Immer dabei hat sie kleine Gläschen, Papier und Stift – denn wenn sich eine gute Stelle findet, schnappt sie sich gern ein Stöckchen und sammelt heimische Harze für ihre Salben, Öle und Tinkturen: „Man braucht zum Abtrennen keinen spitzen Gegenstand, der den Baum zusätzlich verletzten könnte. Ein kleiner Stecken reicht, um das Harz ins Glas zu schaben.“ Auch heute wird sie fündig, nimmt etwas Fichtenharz von der Rinde ab und beschriftet sogleich das Glas: „Wenn man unterschiedliche Sorten gefunden hat, kann man sie zu Hause sonst nicht mehr auseinanderhalten.“ So aber kann man das gesammelte kostbare Naturheilmittel in der heimischen Kräuterküche gezielt für verschiedenste Anwendungen nutzen. Fichten-, Tannen- und Lärchenharz findet man in den alpenländischen Wäldern recht häufig, Kiefern- und Zirbenharz sind da schon seltener. Das eher flüssige Lärchenpech kommt häufig aus Pechereien. Generell gilt, dass man kleine Mengen für den Eigenbedarf sammeln darf, in Privatwäldern sollte man allerdings den Besitzer um Erlaubnis fragen. VOM ALTERTUM BI S HEUTE Verwendet man das Harz dann zu Hause für einen Erkältungsbalsam, eine Pechsalbe oder eine Räuchermischung, führt man eine Jahrtausende alte Tradition fort: „Schon die Mit einem Stock das Harz schonend von verheilten Wunden nehmen. Nach dem Sammeln die Hände mit Speiseöl reinigen Für Harzzubereitungen empfiehlt Silja Parke: „Alte Gefäße verwenden oder mit Teebeuteln arbeiten, damit Töpfe und Gläser nicht verkleben.“ 12

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