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15 BERLINER ORIGINALE Sie klettern dafür einfach über das Ge- länder. Ein Hinweisschild findet man kurioserweise nur außerhalb der Ter- rasse in etwa drei Metern Höhe und daher schlecht zu sehen. Befürchten müssen Badende derzeit jedoch meist nichts. Das Bezirksamt hat inzwischen mitgeteilt, dass das Baden durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamts geduldet wird. Badegäste berichten jedoch, dass manchmal auch am Steingarten Buß- gelder ausgestellt werden. Eine Erklä- run dafür konnte das Bezirksamt wie- derum nicht geben. Die Duldung gilt laut Bezirk jedoch nicht für den bewachsenen Uferbe- reich. Die Ostseite des Plötzensees zählt zum Landschaftsschutzgebiet und grenzt an den Volkspark Rehber- ge. Ein Zaun zwischen Ufer und Weg soll Wildbader eigentlich abhalten. Doch genau wie am Steingarten hüp- fen die Menschen einfach darüber. An warmen Tagen wie in dieser Woche kann man das unzählige Male entlang des Hauptweges, der am See entlang- führt, beobachten. Sogar Hunde wer- den über den Zaun gehoben. Die Ufer sind voll mit Menschen. Viele Wildbader lehnen das Strandbad ab Dass dies keine offizielle Badestelle ist, dass für das Baden dort sogar Buß- gelder ausgestellt werden, weiß auch Abu Rabi. Doch wie andere auch identifiziert er sich mit dem See. Viele der Badegäste kommen seit Jahren, manche seit Jahrzehnten, genau an dieser Stelle zum Schwimmen. Abu Rabi kommt seit 35 Jahren. Er fühlt sich dort wohl. „Ich werde von allen akzeptiert. Ich liebe die Menschen wie meine Kinder“, sagt er, während er für eine eisgekühlte Flasche Wasser in seinen Einkaufs- trolley greift. Der steht unter einem Sonnenschirm, den er extra mitge- bracht hat. Abu Rabi, der „selbsternannte Bademeister“ vom Plötzensee. Fotos: Berliner Morgenpost | Julia Lehmann
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