Berliner Morgenpost | Digitales Themenheft | Berliner Originale

20 Und sehr durchsichtig auch. Trägt man da was drunter? Die Models kriegen so einen kleinen Slip. Der wird unten reingeklemmt, damit man nichts sieht. Die Brustwar- zen werden auch bedeckt. Was geschieht mit den Kleidern nach der Show? Ein paar Sachen verkaufen wir. Diese Uniformjacken hier zum Beispiel, die sind in einer süddeutschen Manufak- tur gemacht worden. Der Schmuck wird verkauft. Viele Dinge werden auch eingelagert. Aber Sie müssen eins bedenken: Ich habe 1994 die ers- te Show gemacht. Jedes Jahr habe ich ungefähr 1000 Einzelstücke entwor- fen. Würde ich alles aufheben, dann wären wir heute bei 30.000 Objekten. Ich möchte die auch an niemandem mehr sehen. Wenn Sie etwas schön inszeniert haben und dann trägt es jemand, der nicht reinpasst, dann ist das für mich als Künstler eine Katast- rophe. Und abgesehen davon ist es in dem Moment, wo es präsentiert wird, erledigt. So schön es vorher auch war: Es ist dann nur noch Ballast. Es geht Ihnen um den Moment. Und da ist Diversity angesagt. Ich dachte: Es reicht nicht, nur ein Top- model zu holen. Ich habe aus New York Kyle Farmery eingeladen, der als Mann in Frauenkleidern Furore macht. Ellen von Unwerth und alle ha- ben ihn fotografiert für die Vogue. Ein weiteres Topmodel in Mailand und Pa- ris ist CT Hedden, der kommt auch. Und Amanda Lepore. Man setzt man ja auch einen Trend bei den Models. Wer steht auf der Gästeliste? Viele Vorstände aus der Wirtschaft. Auch Berlins Regierender Bürger- meister wird kommen. Ich habe sechs Prinzessinnen aus königlichen Häu- sern eingeladen, Preußen, Sachsen, Stolberg und so weiter. Aber keine Sorge: alles skandalfrei! Bei meiner ersten Show vor 30 Jahren war auch das preußische Prinzenpaar zu Gast. Da schließt sich ein Kreis. Wieviel kostet das? Das ist schwer zu sagen, weil ich das Glück habe, mit Partnern zusammen- zuarbeiten, die in Kooperation mit mir Dinge machen. Die produzieren und stellen auf ihre Kosten her, da habe ich also keine Auslagen. Aber wenn Sie so eine Show gut machen wollen, kostet sie bis zu 150.000 Euro. Sie brauchen einfach unglaublich viel. Sie brauchen die Outfits, sie brauchen den Friseur, das Make-up, Licht, Ton, da sind we- gen 35-40 Minuten 100 Leute beschäf- tigt. Sie haben kürzlich eine neue Autobiografie angekündigt. Ja, es wird wieder Zeit. Meine letzte erschien vor 12 Jahren. Der Untertitel lautet „von desaströös bis pompöös“. Meine Kindheit war ein einziges De- saster. Mein Vater war ein Schläger. Zwischen meinen Eltern herrschte da- heim nur Krieg. Das war mein Über- lebenstraining. Ich habe mit sieben Jahren beschlossen, alle Frauen zu Prinzessinnen zu machen. Weil meine Mutter so gelitten hat. Wann fiel Ihnen auf, was in Ihnen schlummert? Wir lebten auf dem Land in Baden- Württemberg, meine Eltern hatten eine Gastwirtschaft. Da waren immer sehr gut betuchte Leute zu Gast, Fab- rikanten aus Pforzheim zum Beispiel. Die Frauen trugen Krokodillederkos- tüme und Abendkleider. Es kamen Juweliere, Männer mit großen Ringen und Brillanten. Ich hatte außerdem eine sehr exzentrische Großmutter mit Punkfrisur. Und die andere war bäuerlich. Das war ein hartes Kont- rastprogramm. Aber ich war schon als Kind auf dem Präsentierteller. Jeder kannte mich. Ein Star schon in so jungen Jahren? Ich kam in einen Raum, und die Leute sagten: Wow, ist das ein hübsches und interessantes Kind! Wenn so etwas passiert, dann findet man das entwe- der ganz furchtbar und lehnt sich da- gegen auf oder – ich habe mir gedacht: Das hilft ja.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjExNDA4