Berliner Morgenpost | Digitales Themenheft | Berliner Originale

8 BERLINER ORIGINALE Wir treffen Margot Friedländer in ihrem Appartement in einer Schöne- berger Seniorenresidenz. Sie ist klein und zierlich, 102 Jahre alt und hat den Holocaust im KZ Theresienstadt über- lebt. Sie steht da, mit einem Strah- len, einem herzlichen Lachen, einer Freundlichkeit, wenn man ihr gegen- übersteht, verliert man schon bei der Begrüßung jegliche Beklommenheit. Margot Friedländer hat als Jüdin das KZ Theresienstadt überlebt. Mit 102 Jahren empfängt sie uns in ihrem Appartement in Schöneberg. MARGOT FRIEDLÄNDER Auch ihre sehr selbstbewusste rot- braun-weiße Katze heißt uns willkom- men. Da sie auf ihren Namen Dana nicht hört, nennt Margot Friedländer sie einfach „Katze“. Die interessiert sich vor allem für unseren Blumen- strauß. Die gemütliche kleine Woh- nung ist voller Bücher und Bilder – Fotos von Freunden, Verwandten, aber auch von Begegnungen. 102 JAHRE ALT UND VOLLER HOFFNUNG Angela Merkel, Joachim Gauck, Mi- chael Müller – Margot Friedländer hat sie alle getroffen. Ein gefüllter Terminkalender Die Leserinnen und Leser der Berliner Morgenpost haben sie zur „Berlinerin des Jahres 2023“ gewählt. Nun ist es endlich gelungen, ihr die Urkunde zu überreichen – denn die 102-Jährige hat einen gut gefüllten Terminkalender. Sie lässt sich durchaus gern fotografie- ren, folgt lächelnd den Bitten unseres Fotografen. In ihrem altrosafarbenen Kleid sieht sie sehr apart aus. Und sie trägt natürlich die berühmte Bern- steinkette – neben einem Adressbuch das Einzige, was ihr von ihrer Mutter geblieben ist. Dann gestehen wir, dass wir gern auch noch ein Interview mit ihr führen möchten. „Das ist gut!“, sagt sie entschlossen. Seid Menschen! Margot Friedländer hat ihre Lebens- geschichte aufgeschrieben, vor 14 Jah- ren erschien ihr Buch „Versuche, dein Leben zu machen“. Seitdem versteht sie es als ihre Aufgabe, anhand ihres Schicksals und dem ihrer Familie von der Grausamkeit der Naziherrschaft Morgenpost-Chefredakteur Peter Schink (r.) überreicht Margot Friedländer die Urkunde „Berlinerin des Jahres“, Ende März 2024 in ihrem Appartement in Berlin-Schöneberg. Im Hintergrund die ehemalige Kulturstaatsministerin und Vorstandsvorsitzende der Margot Friedländer Stifung, Monika Grütters, und der stellvertretenden Vorsitzenden der Stiftung Karsten Dreinhöfer. Foto: Foto: Maurizio Gambarini/FFS

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