Alles was Sie vor der Wahl in Hagen wissen müssen präsentiert von Ihrer Westfalenpost 14. September: Kommunalwahl 2025 in Hagen Ein Titel der FUNKE Mediengruppe FOTO: ALEX TALASH
2 KOMMUNALWAHL Editorial IMPRESSUM WP Sonderausgabe FUNKE Medien NRW GmbH | Jakob-Funke-Platz 1 | 45127 Essen | leserservice@westfalenpost.de | Tel. (+49) 800 60 60 740 Vertretungsberechtigte Geschäftsführer: Simone Kasik, Thomas Kloß, Christoph Rü th Verantwortlich für den Inhalt des Hauptheftes: Dr. Jost Lübben (Chefredaktion Westfalenpost) Texte: Martin Weiske, Yvonne Hinz, Laura Werner, Marcel Krombusch, Jens Stubbe, Mike Fiebig Fotos: Michael Kleinrensing, Alex Talash Grafiken: Manuela Nossutta, Sascha Kertzscher Pressehaus Westfalenpost: Schürmannstraße 4 | 58097 Hagen | westfalenpost@westfalenpost.de | Tel. (+49) 2331 917-0 Verantwortlich i. S. v. § 18 Abs. 2 MStV fü r dieses Dossier: Dr. Jost Lübben (Chefredaktion Westfalenpost) Registergericht Essen | HRB 12049 | USt-IdNr. DE291915869 Gestaltung und Umsetzung: Sascha Kertzscher Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Kommunalwahl in Hagen steht vor der Tür und mit ihr die Entscheidung über die Zukunft unserer Stadt. Und weil die Kommunalwahl auch ein Hochamt für lokalen Journalismus ist, haben wir ein digitales Sonderprodukt geschaffen, das Ihnen die wichtigsten Informationen auf einen Blick bietet und Sie bestmöglich auf den Wahltag vorbereitet. Am 14. September haben Sie die Möglichkeit, nicht nur über die Zusammensetzung des Rates und der Bezirksvertretungen zu entscheiden, sondern auch über die Person, die in den nächsten Jahren an der Spitze der Stadtverwaltung stehen wird. Wir präsentieren Ihnen daher eine detaillierte Übersicht über die Kandidaten, die um das Amt des Hagener Oberbürgermeisters wetteifern. Sie erfahren mehr über ihre politischen Ziele, ihre bisherigen Stationen und ihre Visionen für Hagen. Das gilt zumindest für die acht Kandidaten, die sich einem Video-Interview unserer Radakteurinnen und Redakteure gestellt haben. Ein zentraler Bestandteil dieses Sonderprodukts ist ein Auszug aus unserer großen Leserumfrage „Heimat-Check 2025“. Mit über 2.500 Teilnehmern ist diese Umfrage die größte und aussagekräftigste Befragung zur Lebensqualität in Hagen seit langem. Die Ergebnisse bieten eine valide Datenbasis und sind dank des ersten „Heimat-Checks“, den wir bereits 2020 durchgeführt haben, direkt mit den Werten von vor fünf Jahren vergleichbar. Die Ergebnisse sind aufschlussreich, aber auch ernüchternd. Sie zeigen, dass sich Hagen in den vergangenen fünf Jahren auf kaum einem Feld verbessern konnte. Die Mehrheit der abgefragten Themenbereiche wurde von den Bürgerinnen und Bürgern schlechter bewertet als noch 2020. Insbesondere die Erwartungen an Verwaltung und Politik sind hoch, hier sehen die Menschen einen sehr großen Handlungsbedarf. Die Ergebnisse des „Heimat-Checks“ verdeutlichen, dass die Hagener Bürgerinnen und Bürger von der künftigen Stadtspitze und dem neuen Rat deutliche Verbesserungen erwarten. Abgerundet wird unser Sonder-E-Paper durch einen sehr persönlichen Rückblick des scheidenden Oberbürgermeisters Eric O. Schulz. Er blickt auf seine Amtszeit zurück, teilt persönliche Anekdoten und reflektiert die Herausforderungen und Erfolge der vergangenen Jahre. Wir hoffen, dass Ihnen dieses digitale Sonderprodukt eine wertvolle Orientierungshilfe ist und wünschen Ihnen eine gute Entscheidung am Wahltag. Torsten Berninghaus Stellv. Chefredakteur
3 KOMMUNALWAHL Inhaltsverzeichnis Editorial ������������������������������������������������������������������������������� 2 Inhaltsverzeichnis ��������������������������������������������������������������� 3 Fakten zur Wahl ������������������������������������������������������������������ 4 Kandidaten-Übersicht �������������������������������������������������������� 7 Kandidaten Dennis Rehbein (CDU) ���������������������������������������������������� 8 Thomas Köhler (SPD) ��������������������������������������������������� 10 Jörg Fritzsche (Grüne) ���������������������������������������������������� 12 Michael Eiche (AfD) ������������������������������������������������������ 14 Josef Bücker (Hagen Aktiv) ������������������������������������������� 16 Katja Graf (FDP) ����������������������������������������������������������� 18 Michael Tropp (HAK) ���������������������������������������������������� 20 Philipp Jung (parteilos) ������������������������������������������������� 22 Heimatcheck Wie Hagener auf ihre Stadt blicken ������������������������������� 24 Schlechte Noten für Politik und Verwaltung �������������������� 27 Der scheidende OB Erik O. Schulz ������������������������������������ 30
4 KOMMUNALWAHL Von Martin Weiske Am 14. September 2025 sind die Hagenerinnen und Hagener wieder an den Wahlurnen gefordert – und diesmal gleich in mehreren Funktionen. Neben dem Oberbürgermeister werden auch der Stadtrat, die fünf Bezirksvertretungen, der Integrationsrat sowie das Ruhrparlament des Regionalverbands Ruhr gewählt. Entsprechend erhält jede wahlberechtigte Person deshalb auch bis zu fünf Stimmzettel: einen für den Oberbürgermeister, einen für den Rat, einen für die jeweilige Bezirksvertretung, einen für das Ruhrparlament und – für Menschen mit Migrationshintergrund – einen weiteren für den Integrationsrat. Die Wahlbeteiligung lag bei der jüngsten Kommunalwahl vor fünf Jahren bei erschreckend niedrigen 42 Prozent. Wahlberechtigt für OB, Rat, Bezirke und Ruhrparlament sind alle Deutschen und EU-Bürgerinnen und -Bürger ab 16 Jahren, die in Hagen wohnen. Für den Integrationsrat gilt: Wahlberechtigt sind Menschen mit Migrationshintergrund ab 16 Jahren, die seit mindestens einem Jahr in Deutschland leben und ihren Hauptwohnsitz in Hagen haben. Allianz im Rat ohne Zukunft Damit werden in der Lokalpolitik auf sämtlichen Ebenen in Hagen die Karten neu gemischt und absehbar auch neue Mehrheitsbündnisse geschlossen. Denn die bislang dominierende Jeder hat mindestens vier Stimmen: Fakten zur Hagener Wahl Ein Streifzug durch sämtliche Ämter und Kandidaten
5 KOMMUNALWAHL politische Allianz im Rat aus CDU, Grünen und FDP, die einst den vom Sozialdemokraten zum Parteilosen mutierten Erik O. Schulz durch elf Jahre Amtszeit trug und häufig von Hagen Aktiv noch sekundiert wurde, hat offenkundig keine inhaltliche Zukunft mehr. Stattdessen zeichnet sich ab, dass – je nach Stärke der AfD – künftig wie in Berlin auch auf dem Hagener Parkett ein schwarz-rotes Bündnis zueinander findet, das sich abhängig vom Wahlausgang womöglich für stabile Mehrheiten noch einen dritten Partner suchen muss. Bei der jüngsten Kommunalwahl im Jahr 2020 konnte im Rat, dem wichtigsten Entscheidungsgremium in Hagen, die CDU mit 27,5 Prozent der Stimmen die meisten Stimmen für sich gewinnen, dicht gefolgt von der SPD, die auf 25,5 Prozent kam. Dahinter schafften es noch Grüne (13,3 Prozent), AfD (9,3 Prozent), Hagen Aktiv 6,9 (Prozent), FDP (4,6 Prozent), Bürger für Hohenlimburg (BfHo 3,4 Prozent), Linke (2,9 Prozent), Die Partei (2,8 Prozent) und der Hagener Aktivistenkreis (HAK 2,6 Prozent) als Fraktionen oder Gruppen in den Rat. Eine politische Vielfalt mit zehn unterschiedlichen politischen Strömungen, die eine Mehrheitsbildung nicht immer erleichterte und die Sitzungen aufgrund der Vielzahl an Wortmeldungen oft zu einem mühseligen Geschäft werden ließ. Der aktuell laufende Wahlkampf lässt vermuten, dass an dieser herausfordernden Zerfaserung des Rates sich auch in Zukunft wenig verändern wird. Elf Bewerbungen für OB-Job Hingegen kann es für den Job des Oberbürgermeisters oder der Oberbürgermeisterin am Ende tatsächlich nur einen Kopf geben. Mit dem Rückzug von Erik O. Schulz ist der Posten vakant, was gleich elf Interessenten in den Hagener Wahlkampf ziehen lässt. Um die Aufgabe des Verwaltungschefs bewerben sich neben Dennis Rehbein (CDU), Thomas Köhler (SPD), Jörg Fritzsche (Grüne), Michael Eiche (AfD) Josef Bücker (Hagen Aktiv) und Katja Graf (FDP) auch noch Kaja Petersen (Linke), Michael Tropp (Hagener Aktivistenkreis/HAK), Patrick Meyer (Die Partei), Mohammad Ikram (Gerechtigkeitspartei) und Philipp Jung (Einzelbewerber). Angesichts dieses ausgedehnten Bewerberfeldes ist kaum davon auszugehen, dass ein Bewerber mehr als 50 Prozent der Stimmen erhält und diese EntscheiMit der Kommunalwahl am 14. September wird über die Zusammensetzung des Rates für die nächsten fünf Jahre entschieden. MICHAEL KLEINRENSING
6 KOMMUNALWAHL dung bereits im ersten Wahlgang fällt. Das ist zwar vor fünf Jahren Schulz mit seinem Amtsinhaberbonus gelungen. Mit 51,1 Prozent der Stimmen ließ der Noch-OB seinen SPD-Konkurrenten Wolfgang Jörg (25,5 Prozent) und AfD-Bewerber Michael Eiche (8,5 Prozent) klar hinter sich. Diesmal gehen alle politischen Beobachter jedoch davon aus, dass es zu einer Stichwahl kommt, bei der dann am 28. September die beiden Bestplatzierten aus dem ersten Wahlgang erneut gegeneinander antreten. Blick in die fünf Bezirke Darüber hinaus wird am 14. September auch über die Zusammensetzung der fünf Hagener Bezirksvertretungen entschieden. Hier entscheiden die Bürger über die politischen Mehrheiten in den Bezirksgremien, aus deren Mitte dann jeweils die Bezirksbürgermeisterinnen und Bezirksbürgermeister gewählt werden. Hier waren die sublokalen Spitzenposten bislang stets fest in männlicher CDU- und SPD-Hand. Angesichts der unausgesprochen gelebten Ausgrenzungsstrategie für AfDBewerber dürfte dies auch bei dieser Kommunalwahl zu ähnlichen Resultaten führen. Im Bezirk Mitte möchte als Nachfolger von Ralf Quardt (CDU) gerne Tobias Fischer in der nächsten Wahlperiode die Geschicke im größten Hagener Bezirk lenken und sich gegen Ramona Greese (SPD) behaupten. Im Hagener Norden, der zuletzt ebenfalls von einer CDU-Mehrheit dominiert wurde, ringen nach dem angekündigten Rückzug von Zumindest entlang der Hauptverkehrsachsen ist der Kommunalwahlkampf in Hagen nicht zu übersehen. MICHAEL KLEINRENSING Heinz-Dieter Kohaupt die Bewerber Julian Reffelmann (CDU) und Milazim Jusaj (SPD) um den vakanten Posten. Spannend dürfte es erneut in Hohenlimburg zugehen, wo Jochen Eisermann ebenfalls das Bezirksbürgermeisteramt aufgibt. Diesmal ringen Michael Glod (CDU), Frank Schmidt (Bürger für Hohenlimburg) und Nadine Brandstätter (SPD) um den Job. In Eilpe/Dahl tritt Amtsinhaber Michael Dahme (SPD), der mit seiner Partei zuletzt klar vorne lag, erneut an und muss sich gegen Katrin Kraja (CDU) behaupten. Ähnlich die Konstellation in Haspe, wo es Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki (SPD) noch einmal wissen will und sich gegen das Hasper CDU-Urgestein Gerhard Romberg durchsetzen muss.
7 KOMMUNALWAHL Kandidaten-Überblick Dennis Rehbein CDU Thomas Köhler SPD Jörg Fritzsche Grüne Michael Eiche AfD Dr. Josef Bücker Hagen Aktiv Katja Graf FDP Kaja Petersen Linke Stand nicht zum Videointerview zur Verfügung Michael Tropp HAK Patrick Meyer Die PARTEI Der Redaktion war es nicht möglich, kurzfristig ein Foto des Kandidaten zu erhalten Mohammad Maqsood Ikram Die Gerechtigkeitspartei Stand nicht zum Videointerview zur Verfügung Philipp Jung freier Kandidat Auf Bilder klicken und Video-Interview online ansehen! Diese Kandidaten treten zur Wahl des Oberbürgermeisters in Hagen an. Acht von ihnen erklären im Video-Podcast von SIHK, Radio Hagen und Westfalenpost, was sie vorhaben
8 KOMMUNALWAHL Von Martin Weiske Im Hagener Rat hat er bislang zwar nicht einmal einen Sitz in der letzten Reihe. Doch ab Herbst möchte er gleich den prominentesten Platz im Rathaus an der Volme einnehmen: vorne, Mitte, den versammelten Mandatsträgern gegenüber – dort, wo der Oberbürgermeister die Sitzungen leitet. Mit 36 Jahren will Dennis Rehbein es politisch wissen: Der CDU-Kreisvorsitzende, der es für Hagen auch schon einmal in den NRW-Landtag schaffen wollte, bewirbt sich für seine Partei um den Job des Verwaltungschefs. Der gelernte Banker mit zwei Studienabschlüssen on top möchte quasi als Quereinsteiger und mit der Perspektive eines Wirtschaftsexperten in den Kosmos der Fachbereiche und Amtsstuben eintauchen: „Wenn ich nicht überzeugt wäre, dass in Hagen noch was zu bewegen ist, würde ich mich für diese Aufgabe nicht bewerben.“ Dabei reichen seine lokalen Wurzeln tief: Schulzeit, Ausbildung, Job – alles hat bei Rehbein Hagener Stallgeruch. Zudem engagiert sich der verheiratete Vorhaller leidenschaftlich im Karneval, Schützenwesen oder auch in Sportvereinen: Ex-Karnevalsprinz, Boeler Schützenkönig und Grün-WeißVorhalle-Präsident sind nur einige Spuren, die der leidenschaftliche Hobby-Kicker und -Handballer hinterlassen hat. Doch ab September möchte er seinen Fokus am liebsten komplett auf die Stadt und ihre Wiederauferstehung richten: Die schwarze Achse über den CDU-Kanzler Merz und den CDU-Ministerpräsidenten Wüst nach Hagen zu einem CDU-Oberbürgermeister Rehbein soll die Stadt aus dem ewigen Jammertal herausführen, formulierte er seine Ambitionen bei der Vorlage seines Wahlprogramms. „Wenn ich nicht überzeugt wäre, dass in Hagen noch was zu bewegen ist, würde ich mich für diese Aufgabe nicht bewerben.“ Dennis Rehbein Oberbürgermeister Kandidat der Hagener CDU Glauben zurückbringen Dabei geht es dem 36-Jährigen vor allem darum, den Hagenern den Glauben an ihre Stadt zurückzubringen: „Die Menschen müssen wieder glücklicher mit Hagen sein und stolz auf ihre Stadt werden“, formuliert er seinen durchaus ambitionierten Anspruch für die ersten fünf Jahre seiner potenziell ersten Amtszeit und spricht zugleich von einer „großen Gemengelage an Herausforderungen“. Dabei möchte er seinen Fokus vor allem auf eine Verbesserung des Verkehrsflusses sowie städtebauliche Impulse rund um die Fußgängerzone richten. „Hier müssen die ersten Schritte endlich gelingen, damit Hagen wieder attraktiver wird“, peilt er an, die Innenstadt in thematischen Abschnitten schrittweise zwischen Hauptbahnhof und Johanniskirche nicht bloß neu zu denken, sondern endlich auch in die Umsetzung zu kommen: „Wir müssen das Einzelhandelskonzept mit den Themen Wohnen, Gastronomie und Veranstaltungen kombinieren, um das Leben in die City zurückzuholen.“ Dazu gehört für Rehbein zugleich eine Verbesserung der Sicherheitslage durch eine optimierte Verzahnung und Präsenz von Stadtordnungsdienst und Polizei. Sie sollen dafür sorgen, dass die Menschen wieder gerne in Hagen unterwegs sind und die City nicht jenen Gruppen preisgegeben wird, die traditionelle Werte des Dennis Rehbein: Quereinsteiger setzt auf Hagens Qualitäten CDU-Kreisvorsitzender setzt auf konsequenteres Handeln. Kandidat will mit klaren Zeichen den Hagenern den Glauben an ihre Stadt zurückgeben
9 KOMMUNALWAHL Miteinanders bevorzugt mit Füßen treten. Offensive Lichtkonzepte in Angsträumen und Videoüberwachung sollen in Rehbeins Vorstellungen zusätzlich für Entspannung sorgen. Von Bildung bis Wohnungsmarkt Ein weiteres Schwerpunkthema seines Wirkens – neben einer qualitätvolleren Bildungslandschaft und einer konzeptionell stringenteren Verkehrspolitik für Auto-, Bus- und Radnutzer – sieht Rehbein im Hagener Wohnungsmarkt: Hier gehen in seinen Augen beim Thema Sanierung und Aufwertung die Hagener Wohnungsgesellschaften beispielgebend voran. Allerdings müsste für Immobilieneigner zugleich die Rentabilität erhöht werden, damit auch private Hausbesitzer wieder Spielräume für Investitionen erhielten und der Kampf gegen Schrottimmobilien als Magnet für Zuwanderer aus Südosteuropa intensiviert werden könne. „Wir müssen das Einzelhandelskonzept mit den Themen Wohnen, Gastronomie und Veranstaltungen kombinieren, um das Leben in die City zurückzuholen.“ Dennis Rehbein Oberbürgermeister-Kandidat der Hagener CDU Überhaupt sieht der CDU-OBKandidat das viel diskutierte Thema Integration in Hagen an einem Scheitelpunkt, Quartiere bewegten sich an Kipppunkten, der soziale Friede sei in Gefahr. Das Thema Zuwanderung will er daher durch schärfere Kontrollen steuern und zugleich die Sprachförderung als Schlüssel für Integration und Bildung deutlich ausbauen. Denn nur auf diesem Wege könne zugleich der Fachkräftemangel bekämpft werden, denn Hagen werde als Traditionsstandort für Industrie und produzierendes Gewerbe auch künftig attraktiv sein. Dazu bedürfte es einer angebotsorientierten Flächenpolitik: Nur so gelinge es, den Standort für Neuansiedlungen attraktiv zu gestalten, betrachtet der Unionspolitiker die 30-Hektar-Gewerbe- und Industrie-Brache der insolventen KPPP-Papierfabrik durchaus als Chance für eine Stadt mit fast 13.000 Arbeitslosen. Ein Neuaufbruch à la Dennis Rehbein. Dennis Rehbein (CDU) möchte Erik O. Schulz in der Rolle als Hagener Oberbürgermeister beerben. MICHAEL KLEINRENSING
10 KOMMUNALWAHL Thomas Köhler hat Kita-Plätze und Digitalisierung im Blick Umweltamtsleiter sieht sich als „Bürger*innen*versteher“. Als OB-Kandidat der SPD Hagen will er Fehlentwicklungen in Wohnquartieren unterbinden Thomas Köhler, 59, ist gebürtiger Hagener und tritt bei der Kommunalwahl für die SPD in Hagen als Oberbürgermeisterkandidat an. MICHAEL KLEINRENSING
11 KOMMUNALWAHL Von Yvonne Hinz „Ich komme noch aus der guten alten Zeit, hatte einen Kindergartenplatz, im Ortsteil gab‘s ein Jugendzentrum, im Sommer war ich auf Ferienzeiten. Das alles hat mir in meiner persönlichen Entwicklung weitergeholfen. In den letzten Jahren wurden aber viele wichtige Angebote zurückgebaut, und da müssen wir gegensteuern“, sagt Thomas Köhler, Oberbürgermeisterkandidat der Hagener SPD, im Gespräch mit WP, Radio Hagen und SIHK. Dass jedes Kind, das einen Kita-Platz benötige, auch einen bekomme, das sei sein persönliches Projekt, wenn er OB seiner Heimatstadt würde. In puncto Erziehung und Bildung seien Elternhäuser heute stärker belastet als früher, „Kita- und OGS-Angebote bilden eine wichtige Grundlage.“ Rathaus als attraktiver Arbeitgeber Sein zweites persönliches Ziel seien Veränderungen im Rathaus: „Wir müssen die Chancen der Digitalisierung nutzen und Dienstleistungen für die Bürger optimieren. Der OB ist Chef von 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, da muss das Rathaus ein attraktiver Arbeitgeber sein.“ „So schlecht wie viele die Stadt machen, ist sie gar nicht. Ich gehe gern samstags in die Stadt.“ Thomas Köhler Oberbürgermeisterkandidat der Hagener SPD Thomas Köhler will, wenn er das Rennen machen sollte, nicht über, sondern mit den Bürgern sprechen, „und da reicht es nicht aus, sich auf einem Marktplatz unter einen Sonnenschirm zu stellen“, verteilt er einen Hieb auf den bisherigen OB. In der City möchte der Genosse, der sich auf Wahlplakaten als „Bürger*innen*versteher“ und „Problemlöser“ bezeichnet, die Aufenthaltsqualität steigern, „so schlecht wie viele die Stadt machen, ist sie gar nicht. Ich gehe gern samstags in die Stadt.“ In den Wohnquartieren sieht Köhler eine Fehlentwicklung, die unterbunden werden müsse, „Emst ist anders als Wehringhausen“, sagt der auf Emst wohnende Politiker und lobt die kulturelle Vielfalt innerhalb der Quartiere, „wichtig ist aber auch, dass die Nahversorgung überall funktioniert.“ Regeln müssen von allen eingehalten werden Die Diskrepanz zwischen subjektiver und objektiver Sicherheit in unserer Stadt bleibt Köhler nicht verborgen. „Wenn man vom Bahnhof Richtung Cinestar geht, gibt es schon Ecken, an denen man auf suspekte Menschen trifft. Aber mit Licht und Sauberkeit kann man viel machen. Ich bin seit 59 Jahren in Hagen, mir ist noch nie etwas passiert und ich habe diese Angst nicht, nehme sie aber bei anderen Menschen sehr ernst.“ Beim Thema hohe Migrationsquote in Hagen sieht der Genosse bei der Integration eine Fehlentwicklung: „Wir haben in puncto Ordnung und Sicherheit Regeln, und die müssen alle einhalten.“ Der Leiter des Fachbereichs Umwelt sieht die eklatanten Probleme (Stichpunkt Feinstaub und marode Brücken), die Hagen im Bereich Verkehr stark belasten. „Hagen mit seiner Tallage wurde einst als Autostadt geplant und ist mit vielen anderen Städten nicht vergleichbar.“ Das Angebot im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) habe sich in den letzten Jahren durchaus verbessert, der Radverkehr solle gestärkt werden, „aber wer aufs Auto angewiesen ist, muss zügig von A nach B kommen. Mobilität ist ein Grundrecht. Ich bin gegen Bevormundung.“ Daher wolle er sich für einen attraktiven Mobilitätsangebots-Mix einsetzen. „Wer aufs Auto angewiesen ist, muss zügig von A nach B kommen. Mobilität ist ein Grundrecht. Ich bin gegen Bevormundung.“ Thomas Köhler Leiter des Umweltamtes In vielen Gesprächen mit der oder über die SIHK oder Hagener Wirtschaftsförderung wird die Unzufriedenheit vieler Unternehmen mit der Situation der Hagener Wirtschaft deutlich. „Unternehmen sind ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft, und bei uns nehme ich zu viele Dissonanzen wahr“, bedauert Köhler. Stadt soll Lotsenfunktion übernehmen Das Thema Gewerbeflächen bzw. fehlende Gewerbeflächen beschäftigt etliche Firmen in Hagen. Die Folge: Einige Unternehmen (u.a. Douglas, Thalia, Nordwest und Brandt) haben der Volmestadt den Rücken gekehrt bzw. es steht ein baldiger Umzug an. „Ich brauche eine vernünftige Flächenplanung. Wer will wohin ziehen? Wer will expandieren und sucht einen anderen Standort? – Unternehmerinnen und Unternehmer brauchen ein offenes Ohr im Rathaus und feste Ansprechpartner. Die Stadt sollte eine Lotsenfunktion übernehmen.“
12 KOMMUNALWAHL Von Laura Werner „Wir brauchen wieder mehr Spirit für diese Stadt“, sagt Jörg Fritzsche. Er arbeitet als Lehrer am Weiterbildungskolleg und sitzt für Bündnis 90/Die Grüne im Hagener Stadtrat – und er möchte im September Erik O. Schulz als Oberbürgermeister beerben, so denn genügend Hagenerinnen und Hagener ihr Kreuzchen bei seinem Namen setzen. Mobilitätswende. Bezahlbarer Wohnraum. Stadtentwicklung. Gute Integration - beschreibt er im Gespräch mit der WP, Radio Hagen und der SIHK im Format „Hagen wählt. Deine Stimme. Deine Stadt“ die Schwerpunkte, die er künftig in der Stadt setzen würde. Dabei traut er sich auch mit konkreten Forderungen aus der Deckung. „Die nächsten 5 bis 10 Jahre werden schwierig. Es wird Einschränkungen geben“, sagt er beispielsweise mit Blick auf die angespannte Verkehrssituation durch die Bröselbrücken. „Aber wir müssen nach vorne blicken.“ Als zentrales Beispiel dafür sieht er die gesperrte „Ebene 2“. Er fordert, die bezifferten Zinsersparnisse aus der Schuldenübernahme durch das Land dafür zu nutzen (etwa 10 Millionen Euro), die Brücke schneller und ohne Fördermittel zurückzubauen, so Fritzsche. „Das wäre ein wichtiges Zeichen.“ Parallel benennt er den „Modal Split“ – also die Aufteilung des Verkehrs auf verschiedene Verkehrsmittel – oder einen Radwege-Lückenschluss als zentrale eigene Themen. „Aber es geht oft auch um kleine Dinge, wie eine Ampelschaltung mit Vorrang für Radfahrer.“ Entsiegelungsprogramm auflegen Auch bei der Stadtentwicklung soll, wenn es nach ihm geht, das Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielen: Dabei gehe es vor allem darum, Flächen zu entsiegeln und Hitzeinseln zu beseitigen, um dem Klimawandel zu begegnen. „Ich möchte ein kommunales Entsiegelungsprogramm auflegen“, kündigt Fritzsche an. Parallel dazu schwebe ihm ein 1000-Städte-Bäume-Programm vor, um die dicht bebauten Gebiete wieder grüner zu machen. Dem immer weiter sinkenden Sicherheitsgefühl wolle er mit „einem Mix aus Prävention, Präsenz und Gestaltung“ begegnen. Als Beispiele führt er die Gründung eines neuen Präventionsrats aus Politik, Verwaltung, Jugendhilfe und Bildungsverantwortlichen heran, um in den Quartieren Hotspots zu identifizieren. Mit Blick auf den Ordnungsdienst wünsche er sich eine mobile Wache für den Innenstadtbereich. „Die Haushaltssituation ist bekannt. Wir müssen priorisieren, ich habe da konkrete Vorstellungen“, so der Grünen-Kandidat. Auch beim Thema Zuwanderung sei zu beobachten, dass nicht die Mittel da seien, die Menschen so zu integrieren, wie man es müsste. „Zuwanderung muss gestaltet werden. Aber das gelingt nur, wenn beide Seiten mitziehen.“ Mehr Tempo bei Flächenentwicklung Bei der Flächenentwicklung sieht er Hagen abgeschlagen: „Wir brauchen mehr Tempo bei Flächen wie der Varta oder Grünen-Kandidat fordert schnelleren Abriss der Ebene 2 Jörg Fritzsche will Hagens neuer Oberbürgermeister werden: Mobilitätswende, Stadtentwicklung und Integration sind für ihn zentrale Themen „Die nächsten fünf bis zehn Jahre werden schwierig. Es wird Einschränkungen geben. Aber wir müssen nach vorne blicken.“ Jörg Fritzsche, über die angespannte Verkehrssituation
13 KOMMUNALWAHL OB-Kandidat Jörg Fritzsche (Grüne) möchte ab September das wichtigste Amt der Stadt bekleiden. MICHAEL KLEINRENSING Westside“, so Fritzsche, der sich wünscht, dass Brachflächen beispielsweise dazu genutzt würden, Energiespeicheranlagen dort zu installieren, parallel eine Wasserstoffanbindung für Betriebe zu schaffen und Unternehmen durch innovative Konzepte wie „Makershallen“, also ausgestattete, nutzbare Räume mit Maschinen, Fräsen usw., zu stärken. Als Lehrer sieht er naturgemäß auch die Bildungspolitik an einem wichtigen Punkt: „Bildung ist der Schlüssel, wir sind da auf gutem Weg, wieder vor die Lage zu kommen“, betont Fritzsche mit Blick auf die Platzknappheit. „Der Ausbau muss verstärkt werden“, sagt Fritzsche mit Blick auf die Kitas und Schulen der Stadt. Mit den Neubauprojekten „Dünningsbruch“, „Reitergelände“ und „Marienhospital“ sei man auf gutem Wege, „2030 wieder Luft zum Atmen zu haben.“ Grundsätzlich interpretiere er die Rolle als Stadtoberhaupt so, den Hagenern das positive Lebensgefühl zurückzugeben. „Was ich mir wünsche, ist, dass die Hagener etwas von ihrem kultiviertem Selbsthass herunterkommen. Und dass die Hagener wieder sagen können: Ja, das ist meine Stadt, ich lebe gerne hier“, so sein Credo.
14 KOMMUNALWAHL Von Mike Fiebig Michael Eiches zweite OB-Kandidatur steht unter einem komplett anderen Stern als die erste vor fünf Jahren. Der 61-Jährige, im wahren Leben Sachbearbeiter im Jobcenter und Chorleiter, ist das Gesicht der AfD in Hagen. Er ist ihr Ratsfraktionschef und der, der nicht mehr als Zählkandidat einer jungen Partei in Hagen betrachtet werden darf. Hagen gehört zu den wachsenden Hochburgen der AfD in NRW. AfD-Kandidat Eiche: „Gehen Sie einfach durch die Innenstadt“ Er sei nicht gegen Zuwanderung. Das Problem seien die unterschiedlichen Kulturkreise. Was Michael Eiche als Hagener Oberbürgermeister tun würde Polit-Experten trauen den Blauen von Rechtsaußen 25 Prozent und mehr bei manchem Kampf um NRWs Rathäuser zu. Was Eiche zu einem potenziellen StichwahlKandidaten macht. In der Stadt, in der er bei der Bundestagswahl Anfang des Jahres bereits eben jene 25 Prozent als lokaler Kandidat einfuhr. „Natürlich traue ich mir den Job zu. Ich komme aus der Verwaltung“, sagt Eiche, ein ehemaliger SPD-Mann, selbstbewusst. „Wenn ich gewinne, ziehe ich ins Rathaus ein. Ganz klar.“ Wie seine Widersacher hat auch Michael Eiche sich in unserem Video-Interviewformat „Hagen wählt: deine Stimme, deine Stadt“ gestellt und seine Positionen formuliert. „Natürlich traue ich mir den Job zu. Ich komme aus der Verwaltung“ Michael Eiche, will Oberbürgermeister werden Michael Eiche ist 61 Jahre alt und arbeitet als Sachbearbeiter im Jobcenter. Er will für die AfD Oberbürgermeister von Hagen werden. MICHAEL KLEINRENSING
15 KOMMUNALWAHL Freiwillige Leistungen prüfen Trotz einer spürbaren Schuldenübernahme durch das Land per Gesetz zur anteiligen Entschuldung der Kommunen (Hagen ist bis Ende 2026 542 Millionen Euro Schulden los) mahnt Eiche, dass alle freiwilligen Ausgaben in Hagen auf den Prüfstand gehören. „Das wird schwierig, weil die Politik ihre Kinder hat“, deutet er eine Begünstigung gewisser Institutionen oder Organisationen auf der Grundlage von Parteifarben an. Verifizierbar ist das nicht. Und: „Den Ausbau wichtiger Infrastruktur und die Straßen muss man in Schuss halten“, sagt Michael Eiche. Trotz aller Defizite. Bei der Frage bezüglich einer Abwägung zwischen einem objektiven (auf der Statistik beruhenden) und subjektiven (auf Gefühlen beruhenden) Sicherheitsgefühl in Hagen, grätscht Eiche rein: „Für mich gibt es da keinen Unterschied. Gehen Sie doch mal in die Innenstadt. Da ist das Gefühl einfach sehr schlecht. Man sieht, dass die Gewalt zunimmt, dass Messerangriffe zunehmen, dass Taschendiebstähle zunehmen. Ich bin selbst nach einem Theaterbesuch in eine Gruppe von Jugendlichen geraten, die mich bedrängt hat, aber zum Glück von mir abließ.“ Immer der persönliche Eindruck Ohnehin mache er sich seinen Eindruck meistens nur noch persönlich. „Schalten Sie mal das Radio aus, den Fernseher ab und lesen Sie keine Zeitung. Und dann gehen Sie einfach durch Hagen. Sie sehen ja, was sich verschlechtert hat.“ Man blicke nur auf das selbstverschuldete Verkehrschaos, meint Eiche. Durch eingezogene Radspuren sei kein Durchkommen mehr in der Stadt. Michael Eiche sagt, er sei nicht gegen Zuwanderung. Er habe viele zugewanderte Freunde. „Aber wir müssen die illegale Zuwanderung begrenzen. Natürlich ist das ein Thema von Bund und Land, aber die Stadt kann viel konsequenter abschieben. Das liegt in ihrer Hand.“ Tatsächlich können Städte nicht selbst abschieben. Dies ist eine Aufgabe der Ausländerbehörden des Landes. Den Städten kommt eher eine unterstützende Rolle zu. Zum Beispiel durch die Bereitstellung von Informationen. „Es liegt an bestimmten Kulturkreisen“ Das Problem sei überdies nicht die Zuwanderung an sich. „Es liegt an bestimmten Kulturkreisen. An Syrien, Afghanistan, Irak. Das ist fast nicht kompatibel. Es ist am Ende immer auch eine Frage der Bildung“, sagt er. In Libyen habe man beispielsweise früher eine gute Bildung genossen, behauptet Eiche. Bis 2011 stand das Land unter der Diktatur von Muammar al-Gadaffi und befindet sich seither in einem fragilen Übergangszustand. „Für mich ist Religion Privatsache, die hinter den Gesetzen zurückstehen muss. Wenn ich aber aus einem Kriegsgebiet komme, und noch dazu die Religion vor den Gesetzen sehe, dann wird es hier richtig schwierig“, so Eiche. „Wir müssen auch Steuerungsinstrumente wie das Kindergeld und andere Sozialleistungen nutzen. Zuwanderungs- und Integrationsprogramme sind ausgereizt. Es geht nur noch übers Geld.“ Für die Wirtschaft will Eiche endlich ins Flächenentwickeln kommen. „Beispiel Eastside. Da muss man doch vorher einen Plan haben, bevor man Leute sucht. Wir müssen Flächen ausweisen und Brachflächen entwickeln. Wir können in Hagen doch nicht immer erwarten, dass Investoren kommen und das alles für uns übernehmen.“ Michael Eiche (rechts) will Oberbürgermeister Erik O. Schulz (links) beerben. MICHAEL KLEINRENSING „Gehen Sie doch mal in die Innenstadt. Da ist das Gefühl einfach sehr schlecht. Man sieht, dass die Gewalt zunimmt, dass Messerangriffe zunehmen, dass Taschendiebstähle zunehmen. Ich bin selbst nach einem Theaterbesuch in eine Gruppe von Jugendlichen geraten, die mich bedrängte, aber zum Glück von mir abließ.“ Michael Eiche, AfD Hagen,
16 KOMMUNALWAHL Von Marcel Krombusch Josef Bücker lächelt nicht zum ersten Mal von Wahlplakaten in den Straßen von Hagen. Zum fünften Mal tritt der DiplomBiologe als Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters der Volmestadt an. Geklappt hat es bisher nicht. Seine Botschaft an die Hagenerinnen und Hagener für den fünften Anlauf ist eng verknüpft mit den politischen Wurzeln der Freien Wählergemeinschaft Hagen Aktiv, die er vor 22 Jahren als Gründervater mit aus der Taufe gehoben hat: Bürgerbeteiligung stärken. Bürgerräte in Hagen etablieren „Mein Projekt wird es sein, weiter daran zu arbeiten, Formate wie Bürgerräte einzuführen, um bei großen Projekten die Bürger von Beginn an mitzunehmen“, unterstreicht er im Gespräch mit der WP, Radio Hagen und der SIHK im Format „Hagen wählt. Deine Stimme. Deine Stadt“. Verhindert werden müssten Fälle wie am Dünningsbruch, wo die Stadt Hagen eine Gesamtschule bauen will, Anwohner allerdings gegen die Pläne mobil machen. „Wir dürfen Politik nicht an den Menschen vorbei machen, denn das führt auch dazu, das Menschen in OB-Kandidat Bücker will Sprachkurse vor Schulstart Zum fünften Mal tritt Josef Bücker für das Amt des Oberbürgermeisters an. Er will Bürger mehr einbinden und macht Vorschläge in puncto Integration Dr. Josef Bücker (Hagen Aktiv) tritt bei der Kommunalwahl am 14. September für das Amt des Oberbürgermeisters von Hagen an. Er will Formate für Bürgerbeteiligung in Hagen stärken. MICHAEL KLEINRENSING
17 KOMMUNALWAHL Hagen schlecht von ihrer Stadt sprechen“, sagt Bücker. „Die Zufriedenheit des Hageners wächst dann, wenn man ihn ernst nimmt und in Prozesse einbezieht.“ Sprachkurse für Kinder und Eltern Dabei sollte der Protest am Projekt Dünningsbruch nicht bedeuten, dass es keine neue Gesamtschule in einer von Schulplatz-Mangel betroffenen Kommunen wie Hagen braucht. Dennoch mahnt er zu Augenmaß bei der Wahl der geeigneten Fläche. „Wir müssen mit den Bürgern zusammen überlegen, wo es in Hagen die besten Standorte und den wenigsten Widerspruch gibt.“ Der Bildungsbereich liegt dem früheren Lehrer, der mehr als zwei Jahrzehnte Biologie und Chemie an der Gesamtschule Haspe unterrichtet hat, am Herzen. In einer Stadt wie Hagen, die von Zuwanderung geprägt ist, brauche es Sprachkurse schon vor der Grundschule. „Viele Kinder kommen in die Schule, können die deutsche Sprache aber nicht sprechen und sind direkt abgehängt. Deswegen sollten Sprachkurse ab 4 Jahren verpflichtend sein.“ Parallel sollten auch die deutschen Sprachkenntnisse der zugewanderten Eltern durch Sprachkurse gefördert werden, um Integration in die Stadtgesellschaft zu ermöglichen, sagt Bücker. „Eltern und Kinder müssen gemeinsam an diese Sache herangeführt werden. Sprache ist ein wesentlicher Schlüssel zur Integration.“ Bücker: „Zuwanderung zu groß“ Überhaupt, das Thema Integration beschäftigt Hagen nicht zuletzt wegen der hohen Zahl an Zugewanderten, die sich in den vergangenen Jahren im Stadtgebiet niedergelassen haben. „Hagen ist mittlerweile an einem Punkt angelangt, dass die Zuwanderung so groß ist, dass nichts mehr geht.“ Es brauche einen neuen Verteilungsschlüssel, um den Druck zu reduzieren, den immer neue Zugewanderte für die kommunale Infrastruktur dieser Stadt bedeuten. Andererseits müssten diejenigen, die neu in diese Stadt kommen, in die Stadtgesellschaft integriert werden. „Vielleicht braucht es mehr interkulturelle Veranstaltung in Hagen, an denen die unterschiedlichen Nationen auch teilnehmen und sich kennenlernen. So baut man Ängste ab.“ Sicherheit beschäftigt Hagener Zumindest gefühlte Ängste herrschen bei vielen Hagenern, wenn sie nachts durch die Innenstadt oder das Bahnhofsviertel gehen. Die gefühlte Sicherheit ist, entgegen Zahlen aus der Kriminalstatistik, in den vergangenen Jahren gesunken. Beim Heimatcheck dieser Zeitung wählten jüngst knapp 3000 Befragte das Thema Sicherheit (neben Sauberkeit) an oberste Stelle der Themen, die Politik und Verwaltung angehen müssten. „Ich bin kein Freund vom Überwachungsstaat“, sagt OB-Kandidat Bücker. „Gut wäre mehr Präsenz von Ordnungshütern an kritischen Orten in der Stadt. Dafür muss man tiefer in die Tasche greifen und Personal einstellen.“ Gewerbeansiedlung unterstützen Weniger tief in die Tasche greifen sollte die Verwaltung dagegen bei den Unternehmen in dieser Stadt. „Wenn man Gewerbe anlocken will, muss man an die Gewerbesteuer denken, die abschrecken kann bei Unternehmen, die sich hier ansiedeln wollen.“ Andererseits sei es wichtig, Gewerbe in die Stadt zu holen, um neue Steuereinnahmen zu generieren. Ein Vorbild für ihn ist hier die Stadt Dortmund, wo angesiedelte Betriebe vonseiten der Wirtschaftsförderung gezielt unterstützt werden, etwa bei der Suche nach Fachkräften. „Wenn Hagen einen guten Überblick über seine Standorte hat, diese alle gut bewirbt und dann noch durch den Verwaltungsdschungel begleitet, dann kann es klappen.“ „Gut wäre mehr Präsenz von Ordnungshütern an kritischen Orten in der Stadt. Dafür muss man tiefer in die Tasche greifen und Personal einstellen.“ Josef Bücker Oberbürgermeisterkandidat Hagen Aktiv Klappen soll es unter einem möglichen Oberbürgermeister Josef Bücker auch mit der Sanierung der maroden Brücken im Stadtgebiet. Bis 2035 hoffe er, dass die Brücken erneuert sind, „zumindest die Fuhrparkbrücke und die ‚Ebene 2‘ in Altenhagen.“ „Viele Kinder kommen in die Schule, können die deutsche Sprache aber nicht sprechen und sind direkt abgehängt. Deswegen sollten Sprachkurse ab 4 Jahren verpflichtend sein.“ Josef Bücker Oberbürgermeisterkandidat Hagen Aktiv
18 KOMMUNALWAHL Von Laura Werner „Investoren oder heimischen Betrieben werden zu oft Steine in den Weg gelegt“, sagt Katja Graf. Sie möchte sich einsetzen für eine „Wirtschaftsförderung, die auch eine Wirtschaftsförderung ist“, sagt die Diplom-Finanzwirtin, die ab Mitte September gerne den wichtigsten Posten der Stadt übernehmen und Oberbürgermeisterin werden möchte. Der FDP-Frontfrau schwebt dabei vor, eine Wirtschaftsförderung als Stabsstelle ins Rathaus zu integrieren – als Ermöglicher, als Dienstleister, „damit fängt es an“, so Graf. Daher sei es auch eines ihrer Ziele, Gewerbeflächen für neue Investoren auszuweisen, „aber auch für bestehende, die sich ausdehnen wollen.“ An der Gewerbesteuer werde man angesichts der Haushaltslage aber nicht drehen können, macht sich die OBKandidatin keine Illusionen, den Unternehmen gar Steuererleichterungen zu versprechen, um den Wirtschaftsstandort zu stärken. Katja Graf will Oberbürgermeisterin in Hagen werden Die gebürtige Düsseldorferin, die seit 1993 in Hagen lebt und Mutter von drei Töchtern ist, engagiert sich im Schulausschuss, ist Mitglied der Bezirksvertretung Mitte und Vorsitzende des FDP-Kreisverbandes. Katja Graf: Wirtschaftsförderung als Schlüssel für Hagen FDP-Kandidatin Graf will sich für die Wirtschaftsförderung, Bildung und eine Innenstadt mit mehr Aufenthaltsqualität einsetzen „Am Ende der Legislaturperiode möchte ich, dass die Menschen mit Stolz auf ihre Stadt blicken können“, sagt Graf im Interview bei „Hagen wählt“ – ein gemeinsames Projekt von SIHK, WP und Radio Hagen. Dabei gehe es weniger um einzelne Projekte, als um das Hagen-Gefühl. „Wir haben Probleme, die wir anpacken müssen – dafür müssen wir Mittel in die Hand nehmen. Wir haben aber auch Potenziale“, so die Hagenerin. Leerstände mit neuem Leben füllen Ein zentrales Projekt, das sie als Oberbürgermeisterin als Erstes angehen wolle, könne sie nicht benennen. „Das reicht nicht. Dafür ist in den letzten Jahren zu viel liegen geblieben“, so die FDP-Frau. Es gehe in den nächsten Jahren darum, die Innenstadt wieder in einen positiven Fokus zu rücken, das Sicherheitsgefühl zu stärken und das Thema Bildung in den Fokus zu nehmen. Mit Blick auf die City könnte Graf sich vorstellen, ansprechende Sitzgelegenheiten zu schaffen und gegen die Leerstände anzugehen. Diese müssten sonst anders genutzt werden. Von einer flächendeckenden Kameraüberwachung hält sie hingegen nichts. „Ich glaube nicht, dass Kameras helfen“, sagt Graf, die eher eine Verlagerung der Probleme befürchten würde. Stattdessen wolle man sich – wie die anderen Fraktionen auch – für eine Innenstadtwache und verstärkte Präsenz der Ordnungshüter auf den Straßen und in Problemvierteln einsetzen und die Strukturen in „sozial schwierigen Quartieren“ aufbrechen. Das könne nur gelingen, wenn konsequent Schrottimmobilien abgerissen und saniert würden. Ohnehin müsse in Hagen mehr in die Sanierung von Bestandsimmobilien investiert werden, so Grafs Auffassung. „Parallel müssen wir Bauflächen ausweisen, ohne in Naturschutzgebiete zu gehen – siehe den Dünningsbruch“, so Graf. Bei den Kindern ansetzen Als Oberbürgermeisterin wolle sie sich zudem für ein faires Verkehrskonzept für alle einsetzen: „Jeder soll mit dem Verkehrsmittel seiner Wahl dorthin kommen, wo er hin möchte“, so ihre Auffassung. Das gelte für Autos (und „Jeder soll mit dem Verkehrsmittel seiner Wahl dorthin kommen, wo er hin möchte.“ Katja Graf über die Verkehrssituation in Hagen
19 KOMMUNALWAHL Parkraum), Radfahrer (verbundenes Radwegekonzept) und den ÖPNV mit guter Taktung. Mit Blick auf die Bildungspolitik, wo Graf schon immer einen Schwerpunkt hatte, sieht sie den Fokus darauf, Kinder in Sprache und Grundfertigkeiten frühestmöglich zu stärken. „Wir müssen im Vorschulbereich arbeiten. Wenn es nach mir geht, dann wäre jedes Kind im letzten Jahr vor der Schule in der Kita“, so Graf. Gute Bildung sei letztlich die Voraussetzung für einen späteren Anschluss an den Arbeitsmarkt. Aber auch die Sprachkenntnisse spielten eine wichtige Rolle – so will die FDP sich auch für mehr Integrationsdruck starkmachen. In diesem Zuge verweist die Partei auf ihr Acht-Punkte-Maßnahmenpaket für Hagen. Auch da gehe es darum, den Kontrolldruck zu erhöhen, verpflichtende Integrationsangebote zu schaffen und durchzugreifen, wenn die Systeme ausgenutzt werden. „Wir müssen zusehen, dass wir wieder Herr der Lage werden.“ Die FPD-Kandidatin für die Kommunalwahl beim Unternehmerrat: Katja Graf MICHAEL KLEINRENSING „Wir haben Probleme, die wir anpacken müssen – dafür müssen wir Mittel in die Hand nehmen. Wir haben aber auch Potenziale“ Katja Graf, OB-Kandidatin der FDP
20 KOMMUNALWAHL Von Mike Fiebig Er sagt über sich selbst: „Ich bin kein Berufspolitiker. Ich bin Macher, Unternehmer, Vater, Bürger. Ich weiß, was es heißt, Verantwortung zu tragen.“ Michael Tropp (65) ist seit 31 Jahren selbstständig. Er repariert und handelt mit Maschinen, auch mit Luxusuhren. Für den gebürtigen Wehringhauser war die Geburt seines dritten Kindes einst die Initialzündung, sich in der Lokalpolitik zu engagieren. Nach zwei Bundestagskandidaturen wagt er sich an das OB-Amt heran. „Wir waren arm“, blickt Michael Tropp auf sein eigenes Großwerden in Hagen zurück. Die Familie lebte mit geringsten Mitteln. Vor diesem Hintergrund füllt er eines seiner Credos mit eigener Biografie. Er will soziale Verantwortung übernehmen. Niemand dürfe zurückgelassen werden. Das sind leichte Sätze in einer schwierigen Stadt. Zurückgelassen sind hier schon viele. Zuwanderer, Kinder, Alte. An allen Ecken der Alters- und der Milieu-Pyramide in Hagen drückt und lodert es. Tropp ist ein Selfmade-Mann. Vor 45 Jahren machte er eine Lehre als Maschinenschlosser bei der Varta, 1994 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit, reparierte Michael Tropp: Als OB will er kluge Verkehrspolitik machen Der HAK-Kandidat will auch den „Parteienfilz“ durchschlagen. Seit Jahrzehnten würden in Hagen dieselben regieren und handelte mit Werkzeugmaschinen. Repräsentiert auch viele Migranten Zweimal trat er als Einzelbewerber zur Bundestagswahl in Hagen an. Nun hat er sich dem Hagener Aktivistenkreis, kurz: HAK, angeschlossen, weil er seine Interessen dort gut abgebildet sehe. Und sie haben ihn zum OB-Kandidaten gemacht. Damit repräsentiert er auch zahlreiche Migranten-Strömungen in der Stadt, die in der HAK aufgehen. Viele Engagierte mit Migrationshintergrund setzen sich dort für eine gute Politik für Hagen ein. Sein Hauptantrieb bleibt. Das Gewohnte verändern. „Seit 1949 haben die gleichen Parteien in Hagen das Sagen. Seit bestimmt 20, 30 Jahren sind es dieselben Gesichter, die im Rat das Sagen haben. Da haben sich Netzwerke und Seilschaften gebildet. Und da nutzt sich auch manches ab. Ich möchte einfach keine Ideologie vertreten, ich möchte Politik für Hagen machen.“ Vor allem geschickte Verkehrspolitik wolle er anbieten. Studenten namhafter Unis sollten ein Verkehrssystem für die Zeit der Brückenabrisse und Umleitungen erstellen. Das Ein-Euro-Prinzip auf der Kurzstrecke im ÖPNV wolle er einführen. „Das wäre bei mir gesetzt“, sagt er. Und Fahrradwege bauen mit einem langfristigen, strategischen Plan. „Nicht dann, wenn das Land für einen Abschnitt Geld bereitstellt, sondern aktiv. Sichere Verbindungen auch in die Nachbarstädte.“ Migration, das schlägt ja in gewisser Weise auch den Bogen zu seinem eigenen Aktivistenkreis, sei überdies „keine Hagen-Sache“. „Die Menschen werden uns auch zugewiesen und wir müssen die aufnehmen. Unglaublich viele Transferkosten bleiben an der Stadt Hagen hängen, die zusätzlich soziale Projekte und Inte- „Ich bin kein Berufspolitiker. Ich bin Macher, Unternehmer, Vater, Bürger. Ich weiß, was es heißt, Verantwortung zu tragen.“ Michael Tropp will Oberbürgermeister in Hagen werden
21 KOMMUNALWAHL grationsprojekte stemmen muss. Der enorme Kita-Bedarf ist auch auf die Zuwanderung zurückzuführen.“ Es muss mehr Geld vom Bund kommen Da müsse der neue OB eben auch dafür sorgen, dass mehr Geld vom Bund komme. „Dafür will ich mich einsetzen. Sonst stehen wir trotz einer Schulden-Entlastung von über 500 Millionen Euro bald wieder an der gleichen Stelle wie jetzt“, so Tropp. Auch in die Wohnraum-Thematik wolle er sich einmischen. „Nicht der Mietpreis ist in manchen Vierteln das Problem, sondern die Qualität des Wohnraums. Die Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft macht das richtig, indem sie Häuser aufkauft und modernisiert. Wir müssen zusätzlich ein Gespräch auf Augenhöhe in den scheinbar verlorenen Vierteln wieder hinkriegen, indem wir Menschen und Vermieter ansprechen.“ Auf Augenhöhe wolle er übrigens auch Jugendlichen begegnen. Vor allem auch jenen, die als Problemmacher in manchen Quartieren gelten. „Wie hat ihre Sozialisierung ausgesehen? Verstehen wir Sie richtig? Ich bin für runde Tische. Auch mit den Sicherheitsbehörden“, sagt Michael Tropp. Michael Tropp tritt für den Hagener Aktivistenkreis (HAK) als Oberbürgermeister-Kandidat in Hagen an. MICHAEL KLEINRENSING
22 KOMMUNALWAHL Von Martin Weiske Er ist laut, ein raumfüllender Typ, fordernd, mit – im positiven Sinne – querdenkenden Ansätzen abseits des allzu abgegriffenen Politgeschwurbels, und manchmal wirkt er vielleicht sogar ein bisschen drüber. So zum Beispiel, wenn es ums Plakatieren geht, da schoss der parteilose OB-Kandidat Philipp Jung jüngst heftig übers Ziel hinaus, als er sein Konterfei sogar in zwei Nachbarstädten mit Kabelbindern an die Laternenmasten knüpfen ließ. Ein Irrtum, der prompt korrigiert wurde. Das gilt für seine feste Überzeugung „Hagen kann mehr“ allerdings nicht, auch wenn die heimischen Liberalen für sich reklamieren, diesen Slogan als erste erdacht zu haben. Der 48-Jährige, in Boele groß geworden, versteht sich als passionierter Hagener, Demokrat, Humanist, Visionär und Pragmatiker, der für sich reklamiert, das Wohl der Stadt im Blick zu haben, aber niemals das einer Partei. Jung sucht als Unternehmer mit dem Schwerpunktthema Fördermanagement die Verantwortung dafür, aus Hagen wieder das komplette Potenzial herauszukitzeln: „Wir müssen das Negativ-Image beenden, das Mindset ändern und auf den Sektoren Wirtschaft, Bildung und Kultur zu alter Stärke zurückfinden“, sieht er sich in der Oberbürgermeister-Rolle eher als ungebundener Mediator, der für alle stets ansprechbar sei. „Die Menschen von Hagen sind meine Partei“, betrachtet der FamilienPhilipp Jung: unideologisch und mit klarem Bürgerkompass Parteiloser Oberbürgermeister-Kandidat setzt auf den Rückenwind aus der Bürgerschaft. 48-Jähriger will sich dem Niedergang entgegenstemmen Der parteilose Oberbürgermeister-Kandidat Philipp Jung setzt auf Rückenwind durch die Bürger. MICHAEL KLEINRENSING
23 KOMMUNALWAHL vater es als eine Qualität, weder auf Parteiinteressen noch auf Parteiräson Rücksicht nehmen zu müssen, sondern sich dem niederschwelligen Input der Bürger verantwortlich fühlen zu können: „Wenn Hagen eine GmbH ist, sind die Gesellschafter die Bürger, die Ratsmitglieder die Geschäftsführer und der Oberbürgermeister der Betriebsleiter im Maschinenraum“, plädiert er für einen Neustart. „Wir müssen das Negativ-Image beenden, das Mindset ändern und auf den Sektoren Wirtschaft, Bildung und Kultur zu alter Stärke zurückfinden.“ Philipp Jung Parteiloser OberbürgermeisterKandidat Anpacken statt motzen „Weiter so ist für mich keine Option“, möchte er den Hagener Niedergang abwenden, nicht bloß motzen, sondern anpacken und die Trägheit des Rathauses aufbrechen. Unideologisch und mit klarem Bürgerkompass versteht der OB-Kandidat sich keinesfalls als Verwaltungsverwalter: „Als Oberbürgermeister werde ich nicht über der Stadt stehen, sondern mitten in ihr. Man nennt dieses Amt den ,Ersten Bürger‘ – und genau so verstehe ich es: als Teil der Gemeinschaft. Ich bin Bürger – ansprechbar, verbindlich, entschlossen“, lautet sein Wahlversprechen. Entsprechend schneidet er auch völlig unverblümt und ohne diplomatische Relativierungen die Themen an, die den Hagenern unter den Nägeln brennen. Beispielsweise Migration: „Willkommenskultur ist mit Pflichten verbunden“, unterscheidet Jung, selbst verheiratet mit einer Frau vom Balkan, weniger zwischen Nationalitäten als zwischen „tollen Hagenern“ und „Dummköpfen, die Krawall machen und der Schule fernbleiben. Hier müssen wir den Druck hochhalten. Ich will keine Dummköpfe, die sich nicht zu benehmen wissen“, setzt er zugleich auf konsequente Überwachung, eine klare Null-Toleranz-Sanktionierung von Regelverstößen, mehr Präsenz von Ordnungskräften auf den Straßen und eine deutlich bessere Ausleuchtung von Angsträumen. Die notwendigen Finanzmittel sollen die Steuereinnahmen aus neu sich ansiedelnden, zukunftsfähigen Betrieben liefern. Den Turm des einstigen Arbeitsamtes möchte Jung aufgrund seiner Bahnhofsnähe als „Think-Tank“ für ganz NRW entwickeln, in dem Gründer ein Kreativ-Zentrum mit Leben füllen. Überhaupt betrachtet der Unternehmer die Wirtschaft als wesentlichen Impulsgeber für die gesamte Stadtentwicklung: „Blinker links für die Wirtschaft“, setzt er nicht bloß auf eine entsprechende Rückendeckung des Rates, sondern möchte als OB auch eine Taskforce etablieren, die sich im Rathaus prioritär um Ökonomiethemen kümmert. Ohne entsprechende Entfaltungsmöglichkeiten würden sich die Betriebe sonst weiter vom Standort Hagen abwenden, befürchtet Jung. Einfordern klassischer Werte Ähnlich blickt er auf den Verkehrsfluss in Hagen: „Radfahrer haben ihre Berechtigung, aber wir brauchen vor allem Mobilität auf vier Rädern“, setzt er vorzugsweise auf freie Fahrt für Pkw und ÖPNV. „Wie das funktionieren kann, müssen die Experten sagen.“ Zudem will er Hagens Freizeitwert an der Nahtstelle zwischen Ruhrgebiet und Sauerland besser ausschöpfen und Attraktionen wie einen Boulder-Park, Kletterwald, Trial-Park sowie eine Tinyhouse-Siedlung umsetzen. „Radfahrer haben ihre Berechtigung, aber wir brauchen vor allem Mobilität auf vier Rädern. Wie das funktionieren kann, müssen die Experten sagen.“ Philipp Jung Parteiloser OberbürgermeisterKandidat Obendrein setzt der Familienvater auf eine besser Bildung: „Wir müssen den Kindern endlich wieder Werte wie Moral und Teamgeist vermitteln“, möchte er hier schon die Jüngsten abholen und zugleich bilinguale Kitas, die Digitalisierung der Schulen sowie den OGS-Ausbau vorantreiben, um über das Thema Bildung zugleich die Chancengleichheit abseits von Herkunft und Geldbeutel zu erhöhen. Philipp Jung versteht sich als ein Kandidat, der Hagen als ein WirGefühl betrachtet und als Oberbürgermeister ohne ideologische Scheuklappe klar führen und kreativ gestalten möchte: „Ich stehe für transparente Entscheidungen, echte Bürgerbeteiligung und ein respektvolles Miteinander.“
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