29 KOMMUNALWAHL mung verdient. Allerdings, so der FDPler weiter, verkaufe das Rathaus sich und seine Arbeit auch viel zu schlecht. Das sei aber vor allem ein selbstgemachtes Problem, sieht er die größten Versäumnisse im Baubereich, dem es einfach nicht gelinge, die Menschen adäquat mitzunehmen oder für seine Projekte auch einmal zu faszinieren. Bürger hat es in der Hand Zugleich erwartet der Liberale mehr Eigeninitiative der Bürger, sich in die politischen Debatten einzumischen. Auch ohne das Format der themenbezogener Bürgerräte geben es Angebote genug, sich inhaltlich einzubringen: „Weniger meckern, mehr machen“, sieht Thielmann hier durchaus Potenzial, wie Bürger, Verwaltung und Politik wieder enger zusammenrücken und mehr Gemeinsamkeit entwickeln könnten. Eine Einschätzung, die auch die Wählergemeinschaft Hagener Aktivistenkreis (HAK) teilt, die in dieser Wahlperiode als politischer Novize mit zwei Mandatsträger im Hagener Rat die erste politische Luft schnupperte. „Die Leute engagieren sich einfach zu wenig“, blickt HAK-Vorstandsmitglied Sinan Akbaba kritisch auf die fehlende Resonanz bei den Einwohnerfragestunden oder auch im Ausschuss für Bürgerbeteiligung. Allerdings beobachtet er bei den Bürgern auch ein alarmierend schwindendes Vertrauen in die Kompetenz und Fachlichkeit des Rathauses: „Es werden einfach zu viele Vorhaben nicht ausreichend begründet und in der Öffentlichkeit thematisiert“, vermisste er die öffentliche Teilhabe. „Die Kommunikationskultur des Rathauses bleibt schwierig“, befürchtet HAK-Ratsgruppen-Sprecher Ömer Oral, dass die Menschen in Hagen bloß noch den Stillstand wahrnehmen und entsprechenden Frust entwickeln. „Es wird schöngeredet, anstatt die Themen der Leute wirklich gezielt aufzugreifen.“ Akbaba wird konkreter: „Der Bürger beobachtet beispielsweise die kontinuierliche Abwärtsentwicklung in der Innenstadt, die Leerstände, fehlende Stadtsauberkeit, mangelndes Sicherheitsgefühl in Kombination mit zu wenig Kita- und OGS-Plätzen sowie einer Grundsteuererhöhung. Für all das werden Rathaus und Politik eben verantwortlich gemacht“, fordert er mehr Transparenz bei diesen Themen. Limitierte Möglichkeiten „Grundsätzlich glaube ich nämlich nicht, dass die Politik und die Verwaltung die falschen Themen anpacken – gerade im sozialen Bereich“, meint Akbaba. Aber die Veränderungschancen in Hagen seien aufgrund der Finanzlage eben limitiert, und das wenige Positive werde allzu oft verschwiegen. Oral beklagt zudem eine gewisse Trägheit bei der Abarbeitung der Themen: „Wenn wir als Ratsgruppe eine Anfrage zu Grillmöglichkeiten in Hameckepark stellen und die Antwort etwa anderthalb Jahre auf sich warten lässt, dann ist das einfach viel zu lange.“ Ohnehin würden politische Neueinsteiger alles andere als mit offenen Armen im Politik- und Rathausbetrieb empfangen. Als die HAK-Wählergemeinschaft vor fünf Jahren mit 2,85 Prozent der Stimmen es erstmals in den Rat schaffte – 2025 sollen ein zweistelliges Ergebnis und der Fraktionsstatus gelingen – habe es keinerlei Unterstützung seitens des Rathauses gegeben und somit fast zwei Jahre gedauert, bis man sich im Politikbetrieb freigeschwommen habe. „Wenn uns Ingo Hentschel von den Linken damals nicht so unterstützt hätte, wäre es noch langsamer gegangen“, ist Oral dem inzwischen verstorbenen Ratskollegen bis heute für sein Engagement sehr dankbar. „Inzwischen haben wir durchaus das Ohr am Gleis“, formuliert der Ratsgruppen-Sprecher den Selbstanspruch, in der nächsten Wahlperiode mit Fraktionsstatus und Antragsrecht deutlich mehr Impulse zu setzen und somit die Verwaltung mit mehr Themenstellungen zu konfrontieren. Allein schon deshalb, damit die Hagener künftig wieder wertschätzender über die Rolle von Politik und Verwaltung urteilen. „Wenn wir als Ratsgruppe eine Anfrage zu Grillmöglichkeiten im Hameckepark stellen und die Antwort etwa anderthalb Jahre auf sich warten lässt, dann ist das einfach viel zu lange.“ Ömer Oral Sprecher der Ratsgruppe Hagener Aktivistenkreis (HAK)
RkJQdWJsaXNoZXIy MjExNDA4