Dass ich hiergeblieben bin, trotz anderer Angebote, zeigt auch, wie sehr mir Thüringen am Herzen liegt. Die Zeiten sind schwierig. Umso wichtiger erscheint mir, dass wir als TLZ da sind, dass wir berichten, einordnen, Fragen der Leserinnen und Leser beantworten... Wir sind eine Konstante im Leben vieler Leserinnen und Leser – und zwar als Tageszeitung im Print und als E-Paper, aber auch digital, verlässlich, auf der Höhe der Zeit, modern aber nicht beliebig. Hatten Sie als Journalistin Vorbilder, die Sie besonders inspiriert oder unterstützt haben? Keiner aus meiner Familie war Journalist oder gar Journalistin, aber ich habe an meinen Stationen jeweils Chefs gehabt, die mein Potenzial gesehen haben. Das ist viel wert und dafür bin ich dankbar. Inspiriert haben mich schon in jungen Jahren die leider viel zu wenigen Frauen, die es damals im Journalismus gab. Heutzutage ist Vielfalt ein wichtiges Thema, gerade auch hier bei Funke. Und eine Inspiration ist für mich unsere Verlegerin, Frau Julia Becker, der gerade auch Thüringen und der Regionaljournalismus sehr am Herzen liegt. Welche Werte oder Prinzipien leiten Sie als Chefredakteurin? Ehrlich bleiben! Und nicht unterkriegen lassen von jenen politischen Kräften, die die Demokratie aushöhlen wollen. Die TLZ ist und bleibt vielfältig, wird aber nicht beliebig. Natürlich ist dabei das journalistische Handwerkszeug wichtig. Und es gilt: Wir schreiben Klartext! Was raten Sie jungen Journalistinnen, die langfristig ebenfalls eine Führungsposition erreichen möchten? Wichtig ist eine gute Ausbildung. Ich rate zum Volontariat bei Funke und dazu, vor allem im Lokalen und Regionalen Erfahrungen an unterschiedlichen Stationen zu sammeln. Funke bietet viele Weiterbildungsangebote. Es lohnt sich, diese Chancen zu nutzen. Früher musste ich viel mehr selbst auf die Suche nach solchen Möglichkeiten gehen – mit Erfolg. Mir hat es in all den Jahren geholfen, meinen Blick zu weiten. Wenn Sie zurückblicken: Gibt es eine Entscheidung, die Sie heute anders treffen würden, oder eine Lektion, die Sie gerne früher in Ihrer Karriere gelernt hätten? Nein, ich finde meine Entscheidung, im März 1990 nach Thüringen zu gehen, noch immer richtig. Und zudem gilt der Leitsatz meiner Mutter: Wer über das Vergangene zu viel grübelt, verpasst die Gegenwart und verstolpert die Zukunft. Die TLZ feiert ihr 80-jähriges Bestehen. Ist die Zeitung in Ihren Augen mit 80 Jahren alt oder jung? Und welche Chancen sehen Sie für die Tageszeitung in einem digitalen Zeitalter? Die Schlagzeile der ersten regulären Ausgabe der TLZ am 24. September 1945 lautete “Wiederaufbau durch Demokratie – auf dem Weg zur Freiheit”. Im Grunde beschäftigt uns das bis heute – oder besser gesagt: Es beschäftigt uns immer wieder aufs Neue. Altbacken sind wir als Tageszeitung auf keinen Fall, lebenserfahren sicherlich. Und die Chancen für die Tageszeitung – vor allem auch in ihrer E-Paper-Variante -- stehen gut im digitalen Zeitalter. Es zeigt sich doch, dass ein nicht gerade kleiner Teil der Thüringerinnen und Thüringer gut und verlässlich informiert werden will – in kuratierter Form, übersichtlich, mit Bedacht ausgewählt. Die Menschen wollen wissen, was sich vor ihrer Haustür tut und wer dabei welches Interesse verfolgt. Wir haben bei unserer Leserschaft eine Vertrauensstellung, die es zu erhalten gilt, ganz gleich, ob uns jemand auf Papier oder lieber auf seinem Smartphone oder am Computer liest. Ich bin gerne für die Leserschaft da und wer mir schreiben will, bitte: g.sommer@tlz.de Interview: Christiane Fischer Foto: Funke Medien 2 13
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