Besteht noch Kontakt zu ehemaligen Mitstreiter:innen aus ihrer aktiven Zeit? Ja. Vor allem zu den Jenaer:innen. Besonders enge Freundschaften pflege ich zu meiner Jenaer Staffelkollegin Ingrid Auerswald und zu Kugelstoßer Udo Beyer. Wir sehen uns regelmäßig. Zum Beispiel mit weiteren Ehemaligen beim Athletentreffen in Potsdam. Ein besonderer Höhepunkt im Leben, den man nie vergisst? Natürlich die Geburt meiner Tochter am 9. November 1989 – dem Tag des Mauerfalls. Ein historischer Tag. Haben Ihre Tochter und Enkelkinder die sportlichen Gene mitbekommen? Sie sind alle sportlich. Meine Tochter war lange aktiv im Tanztheater Jena. Und auch die Kleinen, Ida und Ella, bewegen sich gern und viel. Welche Kompetenzen aus Ihrer Profisportlaufbahn nutzen Sie heute noch als Plus im Alltag? Strukturiertheit, Zielstrebigkeit, Ausdauer. Das hilft, alles gut unter einen Hut zu bekommen. Ich arbeite als Psychologin in Jena für die Lebenshilfe und in Bad Sulza in einer Kinder- und Jugendeinrichtung. An die Rente denke ich gar nicht. Dafür liebe ich meinen Beruf zu sehr und werde weitermachen, solange ich kann. Fürs ‚Hausfrauendasein‘ bin ich nicht der Typ. Und wie halten Sie sich fit? Krafttraining und Walking – so wie ich es in die Arbeitswoche einbinden kann. Wie sehen Sie die Entwicklung der Leichtathletik in Deutschland? Die Lage ist allgemein schwierig. Im Kinder- und Jugendbereich haben wir guten Nachwuchs. Leider machen wenige im Erwachsenenbereich weiter. In der Weltspitze spielen wir kaum noch eine Rolle. Gründe gibt es einige. Leichtathleten und viele andere Einzelsportler anderer Sportarten betreiben einen bewundernswerten Aufwand. Aber ihnen fehlen die Mittel. Sie finden kaum Sponsoren. Diese Sportarten werden zu wenig gefördert. Allein über das Ehrenamt ist das nicht zu stemmen. Was mich besonders traurig macht: Es fehlt an Anerkennung und Würdigung. Gibt es für Sie selbst ein Vorbild? Kein Mensch ist perfekt. Aber es gibt viele, von denen man sich ein „Stück“ zum Vorbild nehmen könnte. Für was begeistern Sie sich in der Freizeit? Ich besuche gerne Weimar, Erfurt, aber auch Leipzig und Potsdam. Ich interessiere mich für die Historie, und dort gibt es jede Menge davon, die man sich anschauen kann. Aber das Wichtigste ist die Zeit mit meinen Enkeltöchtern. Immer dienstags ist Oma-Tag. Aber auch sonst bin ich da, wenn ich gebraucht werde. Langeweile gibt es nicht. Kerrin Viererbe 2 15 Wege verlaufen oft nicht nur gerade, sondern erfordern an manchen Stellen Neuorientierung und Entscheidungsfreude. Als ich als junge Absolventin 1990 mein Diplom in Feinwerktechnik erwarb, musste ich mich infolge der Umbrüche der Wendezeit beruflich neu orientieren. Ich engagierte mich kommunalpolitisch und bildete mich in der Immobilienwirtschaft weiter. Mein Weg führte mich ins Wohnungsunternehmen HeimstättenGenossenschaft Jena eG, wo ich 2008 Vorstandsvorsitzende wurde; 2017 wechselte ich in die Geschäftsführung der LEG in Erfurt. Dies ist eine Landesgesellschaft mit einer reizvollen Bandbreite an interessanten Tätigkeitsfeldern – kurz gesagt leisten wir mit einer Vielzahl von Projekten Beiträge dafür, dass Thüringen ein attraktiver Standort zum Investieren, Arbeiten und Leben ist. Die Abteilungen in meinem Zuständigkeitsbereich begleiten beispielsweise Kommunen bei der Aufwertung ihrer Innenstädte, sie unterstützen Bürgermeister und Landräte bei der regionalen Zusammenarbeit, sorgen für bürgernahe Angebote im ländlichen Raum und helfen Unternehmen bei der Deckung ihres Fachkräftebedarfs. Faktoren auf meinem Weg hin zu dieser erfüllenden Tätigkeit gab es einige: Selbstbewusstsein ist entscheidend, alle jungen Frauen sollten Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten haben. Auch das familiäre Umfeld muss stimmen, möglichst mit einem Partner, der den beruflichen Weg ebnen hilft, statt ihn zuzustellen. Zudem ist es wichtig, Kontakte zu knüpfen, (durchaus weibliche) Netzwerke aufzubauen, sich gegenseitig zu unterstützen. In jedem Fall gilt: Es lohnt, sich auf den Weg zu machen! Vita Sabine Wosche, Jahrgang 1966, Thüringerin, ist Diplomingenieurin für Feinwerktechnik. Ab 2000 war sie Mitglied des Vorstands, seit 2008 Vorstandsvorsitzende der Heimstätten-Genossenschaft Jena eG. Seit dem 1. Dezember 2017 ist sie Geschäftsführerin der LEG Thüringen. Sie ist verheiratet, hat drei Töchter und drei Enkelkinder. Mit Selbstvertrauen und Engagement – mein Erfolgsweg in Thüringen Sabine Wosche, Geschäftsführerin der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH (LEG Thüringen)
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