Rudolstädter Vogelschießen mit Links

35 Jahre Volksfestchef in Rudolstadt Im Gespräch mit Veranstaltungsreferent Frank Grünert Mit Herz und Verstand gestaltet, managt und vermarktet Frank Grünert das größte Volksfest Thüringens. In diesem Jahr blickt der Veranstaltungsreferent der Stadt Rudolstadt auf 35 Jahre als Chef des Rudolstädter Vogelschießens zurück. Worin besteht für Sie der Reiz des Rudolstädter Vogelschießens? Jahrmärkte sind der Ursprung von allem, was Kultur ausmacht. Ohne Volksfeste wäre unser Leben ärmer. Das Rudolstädter Vogelschießen gehört zu den traditionsreichsten, harmonischsten und attraktivsten Schaustellerfesten, die es in Europa gibt. Zu den prominentesten Besuchern gehörte Friedrich Schiller. Als Mitglied der Schützengilde bezeichnete er das „berühmte Vogelschießen“ als „einzige gesellschaftliche Anstalt im Jahr für den Hof und die Stadtleute.“ Mich erinnert dieses faszinierende Fest an meine Kindheit. Als Jugendlicher durfte ich mir dort als Kassierer an einem Karussell Taschengeld verdienen und hinter die Schausteller-Kulissen schauen. Jetzt habe ich seit 1991 die Ehre, mein Lieblingsfest zu gestalten und zu prägen. Und es macht mich glücklich, in die Gesichter gut gelaunter Menschen aller Generationen zu schauen, die das größte Thüringer Volksfest auf der Bleichwiese genießen und feiern. Welche Rolle spielen Sie als Volksfestchef? Ich betrachte das Rudolstädter Vogelschießen wie eine mitreißende und faszinierende Theaterinszenierung, die in sich stimmig ist. Unter dem Motto „Tradition und Moderne“ erwartet unser Publikum keinen beliebigen Rummel, sondern ein kulturvolles Volksfest, das mit Liebe zum Detail stimmungsvoll und harmonisch in Szene gesetzt wird. Sehr wichtig sind mir Sauberkeit, Ordnung, Sicherheit und dekorativ gestaltete Ruheoasen, in den sich unsere Gäste entspannen, unterhalten, das Geschehen beobachten oder gastronomisch verwöhnen lassen können. Bei uns stimmt das Gesamtkonzept, in dem Gestaltung, Medienarbeit und Sicherheit im Mittelpunkt stehen. Besonders zu schätzen weiß ich die Zusammenarbeit mit allen, die zum Gelingen des Festes beitragen: Mitarbeitende und Auszubildende der Stadtverwaltung, Behörden, Dienstleister und Medienpartner. Dankbar bin ich den ausgewählten Schaustellerbetrieben und Gastronomen ebenso wie den Mitwirkenden Künstlern, Vereinen, Rudolstädter Schützen und Medienpartnern. Sie sind beim Vogelschießen auch für die Öffentlichkeitsarbeit und Werbung verantwortlich? Kommunikation und Marketing sind das Salz in der Suppe. Wir haben eine neue Homepage, die sich sehen lassen kann. Zu unseren Werbeaktivitäten gehören der tägliche Videoblog „Drehmomente“ und originelle Radiospots. Ich schreibe gemeinsam mit Kollegen Pressetexte, arbeite sehr eng mit Redaktionen der Thüringer Zeitungen, dem Fernsehen, Radiosendern und anderen Medien zusammen. Plakate, werbewirksame Anzeigen, informative Festblätter, Flyer, Aufkleber und Souvenirs sowie Präsenz in sozialen Medien sind natürlich auch Bestandteil unseres Werbekonzeptes. Vor welchen Herausforderungen standen Sie, als Ihnen 1991 das Volksfest anvertraut wurde? Ich wusste, dass es schwer sein würde, das Erfolgsfest der DDR auch unter marktwirtschaftlichen Bedingungen in ganz Deutschland zu etablieren. Ich unternahm alles, um das Rudolstädter Vogelschießen zu dem zu machen, was es heute ist. Mein Ziel war es, das Fest in die Reihen der in Schaustellerkreisen beliebtesten und populärsten Deutschen Volksfeste aufsteigen zu lassen. Wie ist es Ihnen gelungen, Ihre Ziele zu erreichen? Der Platz musste vergrößert und entsprechende technische Voraussetzungen geschaffen werden. Eine entsprechende Infrastruktur war erforderlich. Trotz wohlgemeinter Warnungen vieler Skeptiker in Schausteller- und Stadtverwaltungskreisen sind meine Vorstellungen gelungen, den Festplatz zu vergrößern. In der Stadtverwaltung und im Stadtrat bin ich auf offene Ohren und Partner gestoßen. Schon im Jahr 1996 konnten wir die Bleichwiese mit einer doppelten Kapazität präsentieren. Nun galt es, ein neues Gestaltungs,- Sicherheits- und Werbekonzept umzusetzen. Seitdem ist es gelungen, auch sensationelle Neuheiten und Attraktionen für Rudolstadt zu gewinnen, die auf den namhaftesten Festen in Europa vertreten sind. Eine ausgewogene Mischung aus klassischen und modernen Schaustellerbetrieben und ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm locken jährlich hunderttausende Besucher auf die Bleichwiese. Auch im Festprogramm wird es einen besonderen Höhepunkt geben? Das Rumpel Pumpel Theater aus Berlin baut an zwei Tagen seine fahrende Bühne auf, um das mobile Projekt des Kunstfestes Weimar „Das Hotel im Karussell“ zu präsentieren. Wir erleben ironisch-derbes Volkstheater zwischen Kirmesvergnügen und Kriminalparodie. Das Rudolstädter Vogelschießen ist der einzige Ort, an dem die Truppe bei einem Volksfest gastiert. Frank Grünert ist für das Rudolstädter Vogelschießen mit Herz und Engagement zuständig. Foto: Michael Wirkner

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