E ine bis drei Kühe Strafgebühr wurde einem Kelten auferlegt, wenn er widerrechtlich eine Eiche schlug. Denn das Volk, das im ersten Jahrtausend vor Christus das beherrschende in Europa war, teilte die Pflanzen nach gesellschaftlichen Kriterien ein. Die Bäume etwa in Häuptlingsbäume mit starken, magischen Kräften und in Bauernbäume ohne große Bedeutung. Klar, dass die mächtige, einem vielarmigen Riesen gleichende Eiche, die mit ihren knorrigen, ausladenden Ästen den Himmel zu berühren scheint, in ihrem Weltbild zu den Ersteren zählte. Königin der Bäume Unter ihrer heiligen Krone wurden Ratsversammlungen abgehalten und Urteile gesprochen. Bevor man unter ihr zusammensaß, baten Priester – die Druiden oder „Eichenweisen“ – die Götter um Beistand, brachten Opfer dar und tanzten um den Stamm. Es wundert nicht, dass sich das Wort Druide aus „Eiche“ (dru) und „Weisheit“ (uid) zusammensetzt. Aber nicht nur die einzelne Eiche, auch ihre Wuchsorte waren den Kelten, wie später auch den Germanen, heilig. Unbefugten war das Betreten dieser „Heiligen Eichenhaine“ untersagt. Selbst nur Äste daraus abzuschlagen, war unter Strafe gestellt, ebenso wie darin zu jagen. Und selbstverständlich verbrannte man in den heiligen Feuern auf den Hügeln und Weihestätten nichts weniger Erhabenes als Eichenscheite. Dieser Brauch hat sich bis in die heutige Zeit erhalten: im Mittsommerfest, dessen Feuer stilecht mit Eichenholz gefüttert werden sollte. Kreuzende Wasseradern Wussten Sie übrigens, dass die Eiche oft da wurzelt, wo sich Wasseradern kreuzen? Deshalb schlägt der Blitz auch öfter in sie als in andere Bäume ein. Bei vielen alten Völkern war die Eiche deshalb den Blitz- und Donnergöttern geweiht. Die heidnischen Symbole der Götterverehrung waren der katholischen Kirche natürlich ein Dorn im Auge. Um ein Zeichen zu setzen, wurde 723 n. Chr. im Auftrag des Papstes die heilige Donar-Eiche bei 29 Möbel aus Eichenholz stehen unter jedem Dach, zahllose Gasthäuser laden mit ihrem Namen zur gemütlichen Einkehr: Tief verwurzelt in der Geschichte der Deutschen, steht die Eiche auch heute noch mitten in deren Leben. Erstrebenswerte Eigenschaften: Kraft, Stärke, Unbeugsamkeit und ein mystisch aufgeladenes Bild hoben die Eiche zum Nationalbaum der Deutschen empor Nationalbaum Früher trieben die Hirten ihre Schweine in den Wald, um sie dort mit fetten Eicheln zu mästen, die von den Bäumen gefallen waren. Das Sprichwort „An den Eichen hängen die besten Schinken“ zeugt noch heute von dieser Nutzungsform der Hüte-Eichen Deutsche Eiche Ehrensache Nicht nur auf Rang- und Ehrenabzeichen, auch auf die Zahlungsmittel hat es das Eichenlaub geschafft: Es war beliebtes Symbol auf Pfennig- und Mark-Münzen sowie auf älteren deutschen Münzen und Scheinen. Bis heute wird es auf unsere Cent-Münzen geprägt.
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