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30 TraditionsWissen Geismar gefällt. Missionare verbreiteten die Mär, dass unter Eichen böse Geister ihr Unwesen trieben, was im Mittelalter dazu führte, dass sie als Galgenbäume (Henkerseichen) missbraucht wurden. Das mystische Bild der heiligen Eiche war aus dem Volksglauben aber nicht wegzudenken – und schon gar nicht auszurotten. So machte die Kirche aus ihrer Not eine Tugend und die Eiche kurzerhand zum Symbol von Christus und Maria. Das nahezu unzerstörbare Holz wurde zum Sinnbild des ewigen Lebens. Bräuche um die Eiche Und dann begann die Kirche auch, die feste Verwurzelung des Baums in den regionalen Traditionen zu dulden. Ob in Westfalen zu Weihnachten ein Eichenklotz verbrannt wurde, um das Haus vor Feuer zu schützen, in Schleswig ein Stück Rinde einer vom Blitz getroffenen Eiche aufgehängt wurde, um Bienenvölker am Abwandern zu hindern, oder in Mittelfranken drei Eichenpfähle in den Garten geschlagen wurden, um Federvieh vor dem Fuchs zu schützen: Bräuche rund um die Eiche sind allgegenwärtig. Und wenn Sie sich das nächste Mal am Stammtisch zusammensetzen, denken Sie doch bitte kurz an die Ritter der Tafelrunde: Denn die runde Tafel, um die König Artus seine Begleiter versammelte, war angeblich aus dem Stamm einer einzigen Eiche geschnitten. Welch sagenhafte Vorstellung … Dr. Angelika Huber-Janisch FOTOS: ALAMY (3), ADOBE STOCK (2), BRIDGMEAN IMAGES, IMAGO, DPA (2), LAIF, SHUTTERSTOCK (2) Berühmte Eichen Kalte Eiche bei Gera Das Naturdenkmal steht frei und exponiert auf einer zugigen Höhe zwischen Ernsee und Töppeln. Trotz Wind und Wetter findet man sie dort schon seit etwa einem halben Jahrtausend. Grabeiche in Nöbdenitz Im Wurzelraum der „1000-jährigen Grabeiche“ im thüringischen Nöbdenitz liegt die gemauerte Gruft eines im Jahr 1824 verstorbenen Ministers. Rieseneiche bei Borlinghausen Beim Alter der nordrhein-westfälischen Rieseneiche scheiden sich die Geister: Manche behaupten, sie wurde von Karl dem Großen gepflanzt. Genau sagen kann man es aber nicht. Dicke Oachn in Bad Blumenau Mit geschätzten 1200 Jahren ist die steirische Eiche die älteste Eiche Europas, vielleicht sogar der Welt. Die „Dicke Oachn“ wurde bereits im Jahr 990 urkundlich erwähnt. Bräutigamseiche Die über 500-jährige Bräutigamseiche im Dodauer Forst bei Eutin (Schleswig-Holstein) hat sogar eine eigene Postanschrift: Durch ihre Vermittlungstätigkeit wurden schon mehr als 100 Ehen gestiftet. Viele alte Völker widmeten die Eiche blitztragenden Göttern: Die Kelten (oben) etwa dem Himmelsherrscher Taranis, die Griechen und Römer Zeus und Jupiter sowie die Germanen Donar (Thor)

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