Kurze Fuffzehn #09

6 | Vorbericht Als Profi lief Jens Keller einst für Eintracht Frankfurt, den 1. FC Köln, VfB Stuttgart und VfL Wolfsburg auf, absolvierte insgesamt 142 Erst- und 114 Zweitligaeinsätze. Am 17. Spieltag in der 3. Liga ist der Fußball-Lehrer, der vor wenigen Tagen seinen 53. Geburtstag feierte, erstmals als Cheftrainer bei Rot-Weiss Essen im Stadion an der Hafenstraße zu Gast, will mit dem SV Sandhausen am Samstag ab 14 Uhr möglichst Punkte für den angestrebten Aufstieg in die 2. Bundesliga sammeln. Keller, der mit dem SVS in der Liga noch unbesiegt ist, könnte mit einem Erfolg in der Tabelle an RWE vorbeiziehen. Vor der Partie im Stadion an der Hafenstraße nahm sich Jens Keller Zeit für die "kurze fuffzehn". „Atmosphäre an der Hafenstraße annehmen‟ SV Sandhausens neuer Cheftrainer Jens Keller vor Partie bei Rot-Weiss Essen. Spieler an der Hafenstraße zu Gast. Was ver- binden Sie mit den Duellen von damals? Ganz ehrlich: Gar nichts. (lacht) Mit Ein- tracht Frankfurt habe ich vor ungefähr 20 Jahren noch im alten Essener Stadion ge- spielt. Mein Langzeitgedächtnis ist nicht so stark ausgeprägt, dass ich mich an jede Ein- zelheit erinnere. Jetzt freue ich mich aber auf das neue Stadion und die tolle Kulisse an der Hafenstraße. Wie ist Ihr Eindruck vom aktuellen RWE-Team? In dieser Spielzeit macht RWE es wirklich gut. Die Niederlage beim FC Ingolstadt 04 war auch der Gelb-Roten Karte von Felix Götze geschuldet. Die Mannschaft wirkt sehr gefestigt und hat sich fußballerisch weiter- entwickelt. Was erwarten Sie von Ihrer Mannschaft? Vor allem ein gutes Spiel. (lacht) Ich er- warte, dass wir un- sere Spielidee auch in Essen umsetzen, möglichst wieder zu Null spielen und als Mannschaft auf- treten. Dafür müssen wir vor allem die At- mosphäre annehmen, die im Stadion von den Rängen kommt. Herzlich willkommen an der Hafenstraße, Herr Keller! Hat Ihr Team Ihnen mit dem 2:0 gegen den MSV Duisburg ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk gemacht? Jens Keller: Es ist immer gut, wenn man mit Siegen beschenkt wird. (lacht) Wir haben in der ersten Halbzeit die Vorgaben sehr gut um- gesetzt sind völlig verdient mit einer 2:0-Füh- rung in die Kabine gegangen. In der zweiten Halbzeit waren wir nicht mehr ganz so domi- nant, haben unser Tor aber gut verteidigt. Es war das vierte Ligaspiel unter Ihrer Regie. Dabei sprangen zwei Siege und zwei Remis heraus. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus? Ich bin sehr zufrieden. Die Mannschaft zieht gut mit. Allerdings müssen wir uns noch an einigen Stellen verbessern. Ärgerlich ist, dass unsere Personaldecke momentan ein wenig dünn besetzt ist. Was meinen Sie genau? Angreifer Rouwen Hennings, der mit sechs Treffern die interne Torschützenliste bei uns anführt, hat sich gegen Duisburg einen Mus- kelfaserriss zugezogen und wird in Essen voraussichtlich nicht dabei sein. Ein großes Fragezeichen steht hinter den Einsätzen von Mittelfeldspieler Alexander Fuchs und Kapi- tän Tim Knipping. Der Verein war mit der klaren Zielsetzung in die Saison gestartet, den sofortigen Wieder- aufstieg zu realisieren. Aktuell beträgt der Rückstand auf Rang drei nur noch drei Punk- te. Die direkten Aufstiegsplätze sind aller- dings schon recht weit entfernt. Wie bewer- ten Sie die aktuelle Situation? Die Ziele des Vereins waren mir bei meiner Zusage bewusst. Die Aufgabe hat mich gereizt, ich kann mit dem Druck umgehen. Jedes Spiel in dieser Liga ist eng. Wir müssen dranbleiben undweiter fleißig Punkte sammeln, umunsere Ziele zu erreichen. Der Kader verfügt über viel Potenzial. Dennoch werden wir in der Winter- pause personell nachlegen, um uns in einigen Bereichen noch zu verbessern. Der SVS ist Ihre erste Trainerstation seit mehr als drei Jahren. Wie haben Sie diese lange Zeit genutzt? Es war gar nicht so schlecht, etwas Abstand vom Fußball zu bekommen. Ich habe in der Immobilienbranche Erfahrungen gesammelt und in Startup-Unternehmen investiert. Für eine gewisse Zeit war es gut. Aber nach einiger Zeit hatte mir der Fußball auch sehr gefehlt. Warum haben Sie sich für das Engagement beim SV Sandhausen entschieden? Für mich hat das komplette Paket gepasst. Der Sportliche Leiter Matthias Imhof ist mein bester Freund. Damit habe ich bereits eine Ver- trauensperson im Verein. Was war Ihnen in den ersten Tagen und Wo- chen bei der Arbeit mit der Mannschaft be- sonders wichtig? Ich will den Spielern meine Auffassung vom Fußball in den Trainingseinheiten näherbrin- gen. Ich lege großen Wert auf Gegenpressing und schnelles Umschaltspiel. Sie arbeiten erstmals in Ihrer Karriere in der 3. Liga. Wie ist Ihr Eindruck von der Spielklasse? Natürlich passieren in der 3. Liga während eines Spiels mehr Fehler, als es in den ersten beiden Bundesligen der Fall ist. Nichtsdesto- trotz ist eine gute fußballerische Qualität vor- handen, die es noch zu verbessern gilt. Wie sehr unterscheidet sich die Arbeit von der Bundesliga oder 2. Bundesliga? Die Arbeit unterscheidet sich so gut wie gar nicht. Ich habe es nach wie vor mit Profis zu tun. Allenfalls die öffentliche Aufmerksam- keit ist von Verein zu Verein anders. Während Ihrer Laufbahn stan- den Sie unter anderem auch in der Champions League an der Seitenlinie. Welche Er- fahrung ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Jedes Spiel in der Champions League war etwas Besonderes. Ob man im Santiago Bernabéu gegen Real Madrid oder an der Stamford Bridge beim FC Chel- sea spielt – die Champions League-Hymne löste bei mir immer besondere Gefühle aus. Ich kann deshalb keine Partie besonders herausheben. Nun geht es mit der Partie bei Rot-Weiss Essen weiter. Sie ken- nen sich im Ruhrgebiet sehr gut aus und waren früher auch selbst als Jens Keller: „Erwarte, dass wir unsere Spielidee auch in Essen umsetzen, möglichst wieder zu Null spielen und als Mannschaft auftreten.“

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