Louisa, wie geht es Dir heute? Jetzt gerade geht’s mir gut – weil wir hier zusammensitzen, die Sonne scheint und ich mich jetzt entspannen kann. Wenn aber zu viele Dinge auf einmal auf mich einprasseln, dann geht es mir nicht mehr so gut. Heute früh hatte ich kurz so einen Moment. Werfen wir einen Blick auf Deine Karriere: Von der Fitfluencerin hin zu mehr „Substanz“ – Umweltschutz, Nachhaltigkeit, politische Aspekte, Bodypositivity spielen heute auf Deinem Kanal eine große Rolle. Wie kam es dazu? 2013 habe ich mit Instagram angefangen. Damals wusste man noch gar nicht, was eine Influencerin ist. Ich habe nur damit angefangen, weil ich abnehmen wollte und mir auf diesem Weg Motivation gesucht habe. Meine Vorbilder waren amerikanische Fitness-Models, gleichzeitig habe ich selbst meinen Abnehmprozess gezeigt. Erst nur meinen Freundinnen, doch es wurden schnell mehr und mehr Follower:innen. Das positive Feedback war damals wie eine Droge für mich: Je dünner ich geworden bin, desto mehr Likes habe ich bekommen. Je mehr Likes, desto größer die Motivation, genauso weiterzumachen. Das klingt nach einer ungesunden Entwicklung … Ja. Ich bin dann auch beim Sport gleich mehrmals umgekippt. Ich habe fast gar nichts mehr gegessen und dachte, dass die Zusammenbrüche daran liegen. Mein Arzt hat dann festgestellt, dass ich ein Loch in der Herzklappe habe. Das hatte ich vermutlich schon seit der Geburt – jedoch haben der exzessive Sport, teilweise dreimal täglich, und die ungesunde Ernährungsweise, dazu geführt, dass das Loch schnell größer geworden ist. Zwei Wochen später wurde ich operiert. Das war ein Wendepunkt für mich. Mein Brustkorb musste aufgeschnitten werden. Ich durfte sechs lange Monate keinen Sport machen. Ich musste mich vollends mit meinem Körper beschäftigen. Dann habe ich zugenommen – was eigentlich gut war, jedoch nicht zu meinem Selbstbild gepasst hat. Ich dachte: Jetzt bist du dick. Das stimmte aber selbstverständlich gar nicht. War das der Startschuss für das Thema Selbstliebe? Das war auf jeden Fall die Zeit, in der ich mich mehr mit dem Thema beschäftigt habe. Ich habe auf Instagram viel zum Thema Selbstliebe und Bodypositivity gesehen und versucht, mich selbst damit auseinanderzusetzen. Ich habe weniger und gesünder Sport getrieben, habe keine Kalorien mehr gezählt und das den Follower:innen auch gezeigt. Es ist okay, abends mal eine Pizza zu essen oder in einer stressigen Woche auch mal keinen Sport zu machen. Dinge wie Cellulite gehören zu vielen Körpern dazu. Das musste ich alles lernen, für mich normalisieren. Das war der Startschuss für diesen Weg. Jeder weiß aus eigener Erfahrung, dass sich ein Mensch im Laufe des Lebens verändert. Bei mir haben einfach nur viele Leute auf Instagram zugeschaut und mich schnell in eine Schublade gesteckt: Entweder Fitfluencerin, Selbstliebe-Influencerin oder Nachhaltigkeits-Influencerin. Je nach Schublade haben alle erwartet, dass ich das eine Thema zu 100 Prozent mache. Und auch ja keine Fehler mache. Das Thema Nachhaltigkeit hat auch lange eine große Rolle auf Deinem Account gespielt. Wie kam es dazu? Das war vor der Fridays for Future-Bewegung. Ich war auf Malta im Urlaub, wollte Unterwasserfotos machen und überall um mich herum trieb Plastik unter der Meeresoberfläche. In dem Moment hat es mich erstmal nur optisch gestört. Im Hotelzimmer haben mein damaliger Freund und ich dann aber darüber geredet und sind anschließend jeden Tag am Stand von Malta Müllsammeln gewesen. Im Oktober 2024 eröffnete Louisa Dellert in Braunschweig das Buchcafé „SiSu Lou“. 10 FOTO: Claudia Krahne TITEL
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