Standort38 #Sommer 2025

Das war 2023 – Du bist damals mit dem Burnout sehr offen umgegangen. Wieso hast Du Dich dazu entschieden, damit an die Öffentlichkeit zu gehen? Ehrlich gesagt habe ich gar nicht viel darüber nachgedacht – es war eher eine intuitive Entscheidung. Einerseits habe ich immer alles geteilt und damit einfach weitergemacht. Andererseits hätte ich eine Erklärung liefern müssen, wieso ich meinen Job bei einer TV-Show aufgebe. Ich hätte erklären müssen, wieso ich meine beiden Firmen schließe, warum man mich nicht mehr im Podcast hört. Es ist alles von jetzt auf gleich zusammengebrochen. Ich habe für meine Gesundheit alles aufgegeben, außer meinen Social-MediaAccount. Das ist auch einer der Gründe, wieso ich wieder hier in Braunschweig bin. In Berlin habe ich mich nicht mehr wohl gefühlt. Im Offline-Leben wieder etwas zu machen, was mit den Menschen vor Ort zu tun, gibt mir hier gerade viel Kraft. Du hast Dir eine Pause genommen, was gerade als Selbständige ja nicht immer leicht ist. Wie ging es Dir dabei? Nach dem Moment im Supermarkt war es für mich wichtig, mit niemandem zu reden und keinen durchgetakteten Tag zu haben. Sonst habe ich um 6 Uhr angefangen und um 20 Uhr habe ich die letzten Termine beendet. Das jetzt nicht mehr leisten zu müssen, war in den ersten Wochen essenziell für mich. In dieser Zeit saß ich ehrlicherweise die meiste Zeit auf dem Balkon und habe in den Himmel geschaut. Alles andere war einfach zu viel – ich war komplett überfordert. Und danach – nach diesen ersten Wochen – ist es tatsächlich noch schlimmer geworden. Was kommt jetzt? Diese Frage stand über allem. Ich wusste nur: Ich will nicht so weitermachen wie vorher. Da war die Selbständigkeit aus meiner Sicht sogar ein kleines Privileg. Denn ich hatte Rücklagen, konnte mir diese Auszeit gönnen und bin erstmal drei Monate von der Bildfläche verschwunden. Ich musste nur die Verantwortung für mich tragen – das war ein weiterer Vorteil. Was hat Dir in der Zeit geholfen? Mein Therapieplatz – als ich ihn endlich hatte. Einmal die Woche bin ich zur Therapie gegangen. Das war mein Anker, dort konnte ich reden. Ansonsten hat es mir voll geholfen, von meinem Umfeld Verständnis zu bekommen. Verständnis dafür, dass ich nicht mehr die alte Lou bin. Verständnis dafür, dass ich nicht mehr die ganze Zeit 100 Prozent gebe. Verständnis dafür, dass ich ganz oft für mich allein sein möchte. Hat das allein Dir aus dem Burnout herausgeholfen? Nein. Es kam eine Zeit, in der es mir nochmal schlechter ging. Aus dem Burnout wurde eine Depression. In Berlin wollte ich dann in eine Tagesklinik – habe aber nie einen Platz bekommen. Das war auch für meine Beziehung ein Meilenstein. Eine Depression zieht auch immer mit bei dem Partner oder der Partnerin ein. Ich bin Markus, meinem jetzigen Partner, krass dankbar dafür, wie er das alles mitgemacht hat. Das ist absolut nicht selbstverständlich. Denn die Schwierigkeit liegt darin, zu unterscheiden, was ist Depression und was ist ein ganz normaler Streit. Sein Zurücknehmen und sein Verständnis haben mir krass geholfen. Trotzdem seid ihr beide als Paar gestärkt aus der Phase gegangen? Ja, voll! Markus ist mit mir nach Braunschweig gezogen. Wir haben einen Neuanfang mit dem Sisu Lou gewagt. Dafür bin ich sehr dankbar. Das war keinesfalls selbstverständlich, diese Schritte mit mir zu gehen – er hat sich da sehr zurückgenommen. Wobei ich auch sagen muss, dass es keine einfache Phase war. Besonders wichtig ist mir daher zu betonen, dass auch 12 TITEL FOTOS: Claudia Krahne

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