Standort38 #Sommer 2025

Kannst Du Dich von all diesen negativen Gedanken schon frei machen? Nein. Darum geht es auch im Buch. Ich werde keine kompletten Antworten auf diese Themen liefern. Man wird sich nie zu 100 Prozent selbst lieben können in einer Gesellschaft wie der, in der wir leben. Und ich werde nie eine fertige Meinung zu allem haben, weil es das gar nicht gibt. Es geht darum, mehr Verständnis, mehr Empathie, für verschiedene Seiten aufzubringen. Wie stehst Du den Kritikern gegenüber, die die Bodypositivity-Bewegung eher als einen toxischen Hype sehen und nicht als Empowerment? Der Begriff Bodypositivity wird inzwischen einfach komplett verkehrt genutzt. Bodypositivity ist aus einer Bewegung dicker schwarzer Frauen entstanden, die gesagt haben: Wir werden innerhalb dieser Gesellschaft in den unterschiedlichsten Strukturen benachteiligt – aufgrund unseres Erscheinungsbildes. Sie wollten darauf aufmerksam machen, dass jeder Körper ein Körper sein darf, ohne dass er bewertet wird. Das hatte noch nichts mit der Aussage zu tun: Ihr müsst euch jetzt alle lieben, wie ihr seid. Denn das muss man nicht – hier wird der Begriff Bodypositivity heute einfach falsch benutzt. Man darf ihn nicht mit Selbstliebe gleichsetzen. Mit geht es eher darum, auf etwas aufmerksam zu machen: Alle sind sich einig, dass Rauchen schlecht für die Gesundheit ist. Ebenso ist Alkohol schlecht für die Gesundheit – und auch Über- und Untergewicht können schlecht für die Gesundheit sein. Können. Was wir aber vergessen ist, dass in unserer Gesellschaft Menschen, die Rauchen oder Alkohol trinken, ein positiver Vibe entgegengebracht wird. Bei Menschen, die dick sind, wird sofort stigmatisiert: Du bist schlecht, so wie du bist. Du bist faul. Du machst nichts für dich. Das ist dann Fettfeindlichkeit. Selbstverständlich gibt es auf der einen Seite auch gesundheitliche Aspekte, aber auf der anderen Seite darf auch ein dicker Mensch genauso sein, wie er ist. Wie hängen Bodypositivity und mentale Gesundheit für Dich zusammen? Bodyshaming kann psychisch krank machen. Wenn man Bodypositivity richtig versteht, bedeutet es einfach, dass jeder Körper – egal welche Hautfarbe, egal ob mit Behinderung oder nicht, egal ob dick oder dünn – ein Körper sein darf. Der muss neutral sein, ohne Wertung. Wie wichtig ist echte Freundschaft für die mentale Gesundheit? Ganz wichtig. Meine besten Freundinnen kenne ich jetzt seit knapp 20 Jahren. Sie sind seit 20 Jahren an meiner Seite. Sie sind mein Anker. Gerade in der Phase, in der es mir mental nicht gut ging, war es sehr bedeutend für mich, sie nah bei mir zu haben. Das war ein entscheidender Grund, wieso ich wieder zurück nach Braunschweig gezogen bin. Hinzu kam das Gefühl, dass ich durch meine Rolle in der Öffentlichkeit häufig nicht wusste: Wollen die jetzt mit mir befreundet sein, weil ich Lou bin, oder nur, weil ich eben in der Öffentlichkeit stehe. Was für Wünsche hast Du aktuell an Deine Zeit in Braunschweig? Ich möchte diesen Sommer nutzen, um mit meinem Freund auf dem Fahrrad Braunschweig und die Region noch mehr zu erkunden. Wir sind beispielsweise noch nie das Ringgleis abgefahren – das müssen wir ändern (lacht). Ansonsten habe ich keine großen Wünsche. Ich liebe die Stadt halt einfach und fühle mich hier sehr wohl. Zum Team des BuchCafés gehört nicht nur Mitarbeiterin Isi (rechts) sondern auch Partner Markus. 17 #STANDORT38SELECT TITEL

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