STANDORT38 SELECT WILDE HARMONIE Cleane Moderne und Natur pur: Zu Hause bei Mehtap Gündüz-Erdmann. POOL-POSITION Braunschweiger Expertin verrät: So entsteht ein Pool im eigenen Garten. DEIN LIFESTYLE-MAGAZIN FÜR DIE REGION. SOMMER 2025 LESEPROBE LOUISA DELLERT über ihren Heilungsprozess, Feminismus und Bücherliebe
IMPRESSUM Herausgeber FUNKE Medien Niedersachsen GmbH Hintern Brüdern 23 38100 Braunschweig Telefon (05 31) 39 00-0 E-Mail standort38select@ funkemedien.de Geschäftsführer Tatjana Biallas Simone Kasik Christoph Rüth Christian Siebert Redaktionsleitung Dr. Kerstin Loehr (V.i.S.d.P) Portal Development: Marken, Märkte, Magazine Ida Wittenberg Redaktion Janina Busse Christian Franz Gesa Lormis Jane Schmitt Ann-Kathrin Schöll Adna Smajic Layout Chris Collet Katrin Groß Stacy Schneider Titelfoto Claudia Krahne Anzeigenleitung (verantwortlich) Gordon Firl Druck Strube Druck & Medien OHG Stimmerswiesen 3 34587 Felsberg herzlich willkommen, nehmen Sie doch Platz und genießen Sie ein paar ruhige Momente mit uns, bevor der stressige Alltag wieder nach Ihnen ruft. Denn wir starten ganz entspannt in die letzten heißen Wochen des Sommers, bevor der Endspurt des Jahres schon vor der Tür steht. Ein Endspurt, der häufig mit Stress und damit auch mit gesundheitlicher Belastung verbunden ist. Genau aus diesem Grund nehmen wir in dieser Ausgabe das Thema mentale Gesundheit in den Blick. Denn für Unberechenbarkeit und Verletzlichkeit ist in der Arbeitswelt häufig kein Platz. Wer nicht mehr funktioniert, fällt aus dem Raster. Genau darüber haben wir mit Influencerin Louisa Dellert gesprochen. Sie selbst hat ihren Burnout im Sommer 2023 öffentlich gemacht. Damals hat sie unter einem Post geschrieben: „Ich muss herausfinden, was mich glücklich macht.“ Heute scheint sie es gefunden zu haben: Sie ist zurück in ihre Heimat Liebe Leser:innen Braunschweig gezogen, zurück zu ihren besten Freundinnen. Sie hat ein Buch-Café eröffnet und sich neue Routinen und einen neuen Alltag aufgebaut. Rituale wie diese, die Wiederholung des Bekannten, die gut tun und wichtig sind, helfen ihr heute. Was uns in diesen letzten Sommertagen sonst noch gut tut, welche leckeren Rezepte wir zum Wohlfühlen kochen und wie wir den Sommer konservieren können, darum geht es auf den kommenden Seiten. Sie werden sehen: Wir lassen es uns in diesem Sommer gemeinsam gut gehen! Herzlichst Ihre „ Wir lassen es uns in diesem Sommer gemeinsam gut gehen! 3 EDIROTRIAL
INHALT Sommer 2025 06 AUFTAKT Zum Wohlfühlen | 6 08 TITEL Louisa Dellert über ihren Heilungsprozess, Bücherliebe und Feminismus | 8 Burnout im Job – wie sich Arbeitsbelastungen auf die mentale Gesundheit auswirken | 18 Autogenes Training – Die natürliche Methode gegen innere Unruhe | 20 Einfach mal treiben lassen - entspannen in der Region | 24 Waldbaden: weniger Stress, mehr Zufriedenheit | 26 4 INHALT
28 LIVING Perfekte Balance zwischen Innen und Außen | 28 Ein Haus wie eine Kunst-Galerie | 34 38 SOMMER „Think blue“ mit einem eigenen Pool | 38 Fundstücke für den Sommer | 42 Piano, piano! Eat Club Rezepte | 44 46 MODE Stil lässt sich lernen | 46 Wow-Effekt garantiert | 48 50 UPDATE Von Couture bis Natur | 50 Kreative Auszeit mit Blütenblättern | 52 Kolumne: Auf die Freundschaft | 54 5 #STANDORT38SELECT INHALT
ZUM WOHLFÜHLEN MOODBOARD Was spüren, riechen oder hören Sie, wenn Sie an Ihrem Wohlfühlort sind? Für die kleinen Ecken daheim, in denen wir es uns gemütlich machen, hält auch die Design-Welt so einiges bereit …
OBEN Die Doubledecke Sarah von Steiner1888 aus 100 Prozent Merinowolle sorgt für Geborgenheit. Die Prints von By Honey Studios lassen uns motiviert in den Tag starten. Für natürliche Gemütlichkeit sorgt das Tischfeuer Slate von Tenderflame. Echte Hingucker: Kleine Sträuße und einzelne Blumen in verspielten Glasvasen von Gisela Graham. Alles griffbereit: Das Badewannen-Tablett von Umbra. Mit der maßgefertigten Fensterfolie von Purlfrost ist die Privatsphäre gesichert. UNTEN Bewusst schlicht gehalten ist das Design des Jade-Geschirrs von Cosy & Trendy. Schlichte Schönheit: Die Kerzenbehälter von Amaura London lassen sich vielfältig einsetzen. In diesen floralen Steingut-Tassen von Gisela Graham schmeckt der Tee doch gleich viel besser. Die weiche Unterwasserwelt Yogamatte von Seses über The Positive Company führt zu innerer Ruhe. Für Erfrischung sorgt diese Wasserkaraffe aus Borosilikatglas von Nuts. Ein Dankbarkeitstagebuch von Matha Brook sieht das Gute in kleinen Dingen. #STANDORT38SELECT FOTOS: Hersteller
8 TITEL
Sie moderierte die ARDSendung „Deep und Deutlich“, hat über 600.000 Follower:innen bei Instagram, ist Autorin, in Wolfenbüttel geboren und hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder neu erfunden: Louisa Dellert. Mit ihrer wachsenden Beliebtheit sind aber auch „ Ich habe für meine Gesundheit alles aufgegeben – außer meinen Social-MediaAccount die Hater immer lauter geworden. Im Standort38 SELECT-Interview spricht die 35-Jährige offen über ihren Burnout und ihre Depression, darüber wie sie wieder Freude empfinden konnte, was wahre Freundschaften auszeichnet, über toxische Schönheitsideale und ihr neues Buch-Projekt. 9 #STANDORT38SELECT FOTOS: Claudia Krahne TITEL
Louisa, wie geht es Dir heute? Jetzt gerade geht’s mir gut – weil wir hier zusammensitzen, die Sonne scheint und ich mich jetzt entspannen kann. Wenn aber zu viele Dinge auf einmal auf mich einprasseln, dann geht es mir nicht mehr so gut. Heute früh hatte ich kurz so einen Moment. Werfen wir einen Blick auf Deine Karriere: Von der Fitfluencerin hin zu mehr „Substanz“ – Umweltschutz, Nachhaltigkeit, politische Aspekte, Bodypositivity spielen heute auf Deinem Kanal eine große Rolle. Wie kam es dazu? 2013 habe ich mit Instagram angefangen. Damals wusste man noch gar nicht, was eine Influencerin ist. Ich habe nur damit angefangen, weil ich abnehmen wollte und mir auf diesem Weg Motivation gesucht habe. Meine Vorbilder waren amerikanische Fitness-Models, gleichzeitig habe ich selbst meinen Abnehmprozess gezeigt. Erst nur meinen Freundinnen, doch es wurden schnell mehr und mehr Follower:innen. Das positive Feedback war damals wie eine Droge für mich: Je dünner ich geworden bin, desto mehr Likes habe ich bekommen. Je mehr Likes, desto größer die Motivation, genauso weiterzumachen. Das klingt nach einer ungesunden Entwicklung … Ja. Ich bin dann auch beim Sport gleich mehrmals umgekippt. Ich habe fast gar nichts mehr gegessen und dachte, dass die Zusammenbrüche daran liegen. Mein Arzt hat dann festgestellt, dass ich ein Loch in der Herzklappe habe. Das hatte ich vermutlich schon seit der Geburt – jedoch haben der exzessive Sport, teilweise dreimal täglich, und die ungesunde Ernährungsweise, dazu geführt, dass das Loch schnell größer geworden ist. Zwei Wochen später wurde ich operiert. Das war ein Wendepunkt für mich. Mein Brustkorb musste aufgeschnitten werden. Ich durfte sechs lange Monate keinen Sport machen. Ich musste mich vollends mit meinem Körper beschäftigen. Dann habe ich zugenommen – was eigentlich gut war, jedoch nicht zu meinem Selbstbild gepasst hat. Ich dachte: Jetzt bist du dick. Das stimmte aber selbstverständlich gar nicht. War das der Startschuss für das Thema Selbstliebe? Das war auf jeden Fall die Zeit, in der ich mich mehr mit dem Thema beschäftigt habe. Ich habe auf Instagram viel zum Thema Selbstliebe und Bodypositivity gesehen und versucht, mich selbst damit auseinanderzusetzen. Ich habe weniger und gesünder Sport getrieben, habe keine Kalorien mehr gezählt und das den Follower:innen auch gezeigt. Es ist okay, abends mal eine Pizza zu essen oder in einer stressigen Woche auch mal keinen Sport zu machen. Dinge wie Cellulite gehören zu vielen Körpern dazu. Das musste ich alles lernen, für mich normalisieren. Das war der Startschuss für diesen Weg. Jeder weiß aus eigener Erfahrung, dass sich ein Mensch im Laufe des Lebens verändert. Bei mir haben einfach nur viele Leute auf Instagram zugeschaut und mich schnell in eine Schublade gesteckt: Entweder Fitfluencerin, Selbstliebe-Influencerin oder Nachhaltigkeits-Influencerin. Je nach Schublade haben alle erwartet, dass ich das eine Thema zu 100 Prozent mache. Und auch ja keine Fehler mache. Das Thema Nachhaltigkeit hat auch lange eine große Rolle auf Deinem Account gespielt. Wie kam es dazu? Das war vor der Fridays for Future-Bewegung. Ich war auf Malta im Urlaub, wollte Unterwasserfotos machen und überall um mich herum trieb Plastik unter der Meeresoberfläche. In dem Moment hat es mich erstmal nur optisch gestört. Im Hotelzimmer haben mein damaliger Freund und ich dann aber darüber geredet und sind anschließend jeden Tag am Stand von Malta Müllsammeln gewesen. Im Oktober 2024 eröffnete Louisa Dellert in Braunschweig das Buchcafé „SiSu Lou“. 10 FOTO: Claudia Krahne TITEL
Danach habe ich mit dem Thema Nachhaltigkeit auch auf Instagram losgelegt – von Null auf Hundert. Ich habe darüber geredet, immer mehr Reichweite bekommen und richtig gemerkt, wie mich das in ein Korsett gepresst hat. Alle haben erwartet, dass ich alles richtig mache. Plötzlich war ich nicht vegan genug, hätte in einem klimaneutralen Tiny Haus leben müssen, kein Auto mehr fahren dürfen. Das war ein krasser Druck. Enttäuschung kam mir entgegen. Das war das erste Mal, dass es mir seit meiner Herz-OP schlechter ging. Dann gab es ein einschneidendes Erlebnis … Genau. Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr. Das war der Tag, an dem ich mitten im Supermarkt meinen Burnout hatte. Das hatte rückblickend viele Gründe – im Vordergrund stand aber der Druck, immer performen zu müssen. Die Erwartungshaltung, die andere an mich hatten, war enorm. Das alles hat mich kaputt gemacht. 11 #STANDORT38SELECT TITEL
Das war 2023 – Du bist damals mit dem Burnout sehr offen umgegangen. Wieso hast Du Dich dazu entschieden, damit an die Öffentlichkeit zu gehen? Ehrlich gesagt habe ich gar nicht viel darüber nachgedacht – es war eher eine intuitive Entscheidung. Einerseits habe ich immer alles geteilt und damit einfach weitergemacht. Andererseits hätte ich eine Erklärung liefern müssen, wieso ich meinen Job bei einer TV-Show aufgebe. Ich hätte erklären müssen, wieso ich meine beiden Firmen schließe, warum man mich nicht mehr im Podcast hört. Es ist alles von jetzt auf gleich zusammengebrochen. Ich habe für meine Gesundheit alles aufgegeben, außer meinen Social-MediaAccount. Das ist auch einer der Gründe, wieso ich wieder hier in Braunschweig bin. In Berlin habe ich mich nicht mehr wohl gefühlt. Im Offline-Leben wieder etwas zu machen, was mit den Menschen vor Ort zu tun, gibt mir hier gerade viel Kraft. Du hast Dir eine Pause genommen, was gerade als Selbständige ja nicht immer leicht ist. Wie ging es Dir dabei? Nach dem Moment im Supermarkt war es für mich wichtig, mit niemandem zu reden und keinen durchgetakteten Tag zu haben. Sonst habe ich um 6 Uhr angefangen und um 20 Uhr habe ich die letzten Termine beendet. Das jetzt nicht mehr leisten zu müssen, war in den ersten Wochen essenziell für mich. In dieser Zeit saß ich ehrlicherweise die meiste Zeit auf dem Balkon und habe in den Himmel geschaut. Alles andere war einfach zu viel – ich war komplett überfordert. Und danach – nach diesen ersten Wochen – ist es tatsächlich noch schlimmer geworden. Was kommt jetzt? Diese Frage stand über allem. Ich wusste nur: Ich will nicht so weitermachen wie vorher. Da war die Selbständigkeit aus meiner Sicht sogar ein kleines Privileg. Denn ich hatte Rücklagen, konnte mir diese Auszeit gönnen und bin erstmal drei Monate von der Bildfläche verschwunden. Ich musste nur die Verantwortung für mich tragen – das war ein weiterer Vorteil. Was hat Dir in der Zeit geholfen? Mein Therapieplatz – als ich ihn endlich hatte. Einmal die Woche bin ich zur Therapie gegangen. Das war mein Anker, dort konnte ich reden. Ansonsten hat es mir voll geholfen, von meinem Umfeld Verständnis zu bekommen. Verständnis dafür, dass ich nicht mehr die alte Lou bin. Verständnis dafür, dass ich nicht mehr die ganze Zeit 100 Prozent gebe. Verständnis dafür, dass ich ganz oft für mich allein sein möchte. Hat das allein Dir aus dem Burnout herausgeholfen? Nein. Es kam eine Zeit, in der es mir nochmal schlechter ging. Aus dem Burnout wurde eine Depression. In Berlin wollte ich dann in eine Tagesklinik – habe aber nie einen Platz bekommen. Das war auch für meine Beziehung ein Meilenstein. Eine Depression zieht auch immer mit bei dem Partner oder der Partnerin ein. Ich bin Markus, meinem jetzigen Partner, krass dankbar dafür, wie er das alles mitgemacht hat. Das ist absolut nicht selbstverständlich. Denn die Schwierigkeit liegt darin, zu unterscheiden, was ist Depression und was ist ein ganz normaler Streit. Sein Zurücknehmen und sein Verständnis haben mir krass geholfen. Trotzdem seid ihr beide als Paar gestärkt aus der Phase gegangen? Ja, voll! Markus ist mit mir nach Braunschweig gezogen. Wir haben einen Neuanfang mit dem Sisu Lou gewagt. Dafür bin ich sehr dankbar. Das war keinesfalls selbstverständlich, diese Schritte mit mir zu gehen – er hat sich da sehr zurückgenommen. Wobei ich auch sagen muss, dass es keine einfache Phase war. Besonders wichtig ist mir daher zu betonen, dass auch 12 TITEL FOTOS: Claudia Krahne
Angehörige sich Hilfe holen dürfen. Sie dürfen ihre Bedürfnisse genauso artikulieren und auch sagen: Mir ist das gerade zu viel, ich brauche Luft. Auch wenn es ein sehr individuelles Thema ist, hast Du vielleicht auch einen Tipp für Betroffene? In unserer Berliner Wohnung hatten wir ein Zusatz-Zimmer – die Rumpelkammer. Diesen Raum haben wir umfunktioniert als Rückzugsort für mich. Wenn ich gemerkt habe, ich kann gerade nicht ausdrücken, warum es mir schlecht geht, warum mich eine Trauer überkommt, dann bin ich in dieses Zimmer gegangen und habe die Tür geschlossen. Markus wusste dann, das hat jetzt nichts mit ihm zu tun. So konnten wir beide gut mit diesen Phasen umgehen und ich musste nichts erklären. Für uns war diese Methode genau das Richtige. Gehört für Dich zu mentaler Gesundheit auch dazu, sich bewusst Pausen und Auszeiten zu gönnen? Voll! Aber auch hier gibt es viele verschiedene Ebenen. Ja, es ist für uns generell essenziell, Pausen zu machen. Warum machen wir das nicht so oft? Weil wir in einer Leistungsgesellschaft leben, die sagt, dass wir keine Pausen machen dürfen. In der das Arbeiten im Vordergrund steht. Gönnen wir uns eine Pause nur für uns, dann bekommen wir schnell das Gefühl vermittelt, dass wir faul sind. Es wird suggeriert, dass wir in diesem Moment nichts zum weiteren Erfolg unseres Lebens beitragen. Aus meiner Sicht macht uns auch diese Einstellung krank. Einen Ort schaffen, an dem sich jeder wohl fühlt – das war das Ziel von Louisa Dellert. 13 #STANDORT38SELECT TITEL
Pausen sind wichtig, vor allem ohne Handy. Als ich damals auf meinem Balkon gesessen habe, hat Markus mir den Tipp oder die Idee gegeben, dass ich mal allein wandern gehen sollte. Mich hat das überzeugt, und ich bin dann fünf Tage wirklich allein auf Rügen gewandert. Das hat mir enorm gutgetan. Nur, diese Pausen können sich eben auch nicht alle leisten – das ist mir bewusst und da sind wir auf unser jeweiliges Umfeld angewiesen. Du hast das Thema Reisen bereits angeschnitten. Wohin reist Du gerne? Das muss gar nicht weit weg sein. Die Wanderung auf Rügen war eine tolle Erfahrung – es ging durch Wälder und am Wasser entlang. Da habe ich bewusst alles um mich herum wahrgenommen. Deshalb reise ich auch gerne in die Berge, lasse den Blick schweifen, höre die Kuhglocken und nehme später in einer Berghütte mein Buch und mache es mir gemütlich. Was steht noch auf Deiner Reise-Wunschliste? Ja, tatsächlich Transsylvanien. Da soll man auch toll wandern können, die Natur soll besonders schön sein. Das würde ich gerne mal machen! Du teilst auf Instagram auch einen Teil Deines Privatlebens – hat sich das Verhältnis, wie viel Du preisgibst, in den letzten Jahren verändert? Früher habe ich meinen gesamten Alltag gefilmt – die Leute überall mit hingenommen. Da bin ich heute definitiv stiller geworden und vermutlich auch weniger in den Storys zu sehen als früher. Wer mir schon lange folgt, wird den Unterschied merken. Heute gibt es Tage, da poste ich auch mal gar nichts. Ich hinterfrage meinen Content viel mehr und stelle mir die Frage, ob das die Leute jetzt überhaupt interessiert. Und ich habe mir den Druck genommen, immer abliefern zu müssen. Wenn ich privat unterwegs bin, dann vergesse ich es sogar manchmal, Fotos zu machen. Das wäre mir früher niemals passiert – heute denke ich, dass das eine gute Entwicklung ist. Im Café bist Du jetzt quasi auch hinter den Kulissen tätig – hättest Du das vor 10 Jahren gedacht? Dass das Café entsteht, hätte ich nicht gedacht. Aber ich habe schon immer gerne in Cafés oder Restaurants gearbeitet, weil ich das Gefühl mag, den Leuten etwas Gutes zu tun. Das Schlimmste wäre für mich daher auch, wenn ich hier nur auf dem Hocker sitzen würde und den anderen beim Arbeiten zugucken müsste. Ich muss schon selbst tätig sein, weil es mir einfach Spaß macht und meinem Alltag eine Struktur gibt. Jeder Tag ist dabei aber ganz anders, es kommen immer wieder neue Leute zu uns ins Café, haben andere Fragen, andere Wünsche. Das ist einfach schön und bereitet mir wirklich Freude. Was hat den Schritt zurück nach Braunschweig ausgemacht und wie ist die Idee für das Buchcafé entstanden? Ich wollte gerne zurück nach Braunschweig. Ich habe hier meine Mädels, meine besten Freundinnen – das Umfeld, was ich während und nach dem Burnout gebraucht habe. Gleichzeitig habe ich in meiner Situation super viel gelesen, weil es geholfen hat. Geschichten, bei denen ich in andere Welten abtauchen konnte. Das hat mir so viel gegeben, dass der Gedanke aufkam, in Braunschweig diesen Ort zu schaffen. Einen Ort für Menschen, denen es vielleicht auch mal schlecht geht. Einen Wohlfühlort, an dem man runterkommen kann. So entstand die Idee, dass wir Bücher mit einem Café verbinden. Ganz plötzlich haben wir diese Immobilie entdeckt und dann fing alles an. Du bist auch hier noch in der Selbständigkeit tätig und jetzt noch für ein Team verantwortlich. Schwingen da auch Ängste mit? 14 TITEL FOTO: Claudia Krahne
„ Einen Ort für Menschen schaffen, denen es vielleicht auch mal schlecht geht. Einen Wohlfühlort, an dem man runterkommen kann. So entstand die Idee, dass wir Bücher mit einem Café verbinden. 15 #STANDORT38SELECT TITEL
Voll. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass das nicht so wäre. Wir haben dankbarerweise zum Herbst angefangen. Die Vorweihnachtszeit ist für Bücher die beste Saison. Der Januar und der Februar waren dann ein bisschen ruhiger – da wurden die Ängste auch gleich etwas größer. Das gehört bis zu einem gewissen Grad aber auch dazu. Was macht Dir bei der täglichen Arbeit besonders viel Freude? Das Reden mit Menschen – offline. Du weißt nie, was für Menschen für Fragen haben oder welche Geschichten sie erzählen. Jeder Tag ist anders – das mag ich. Aber auch die Morgenstunden, wenn es hier noch ruhig ist, ich ankomme, Musik läuft, ich die Kaffeemaschine startklar mache und die Bücher sortiere, das gibt mir immer wieder einen schönen Vibe. Natürlich sind wir erst ein knappes Jahr dabei – keine Ahnung, wie ich in zwei oder drei Jahren darüber denke. Mein aktuelle Bauchgefühl sagt mir aber, dass ich mich noch lange darauf freuen werde, hier morgens herzukommen. Genau dieses Gefühl hatte ich mit all dem, was ich vorher gemacht habe, gar nicht mehr. Das war immer mehr: F***, ich muss aufstehen, F***, ich muss jetzt schon an 30 To-dos denken … Dein neues Buch hast Du neulich bei Insta angeteasert: Unshame. Wieso ist Dir Bodypositivity so eine Herzensangelegenheit? Es wird ein Buch sein, dass sich wie eine Umarmung anfühlen soll, wenn man es liest. Es geht um Schönheitsideale, ums Frausein, um den weiblichen Körper – und es geht ein bisschen mit meinem Format „Unshame“ einher. Ich möchte, dass man es liest und versteht: Woher kommt es, dass ich mich schlecht fühle, wenn ich in der Umkleidekabine stehe und einen Bikini in XL anprobiere – und mir dieser nicht passt. Bin ich da jetzt selbst dran schuld oder steht vielleicht etwas Größeres dahinter? Warum verspüre ich anderen Frauen gegenüber Konkurrenz, Eifersucht, Neid? All das möchte ich in meinem Buch erklären. Denn das größte Werkzeug für uns Frauen ist es, all die Mechanismen hinter dem Patriarchat zu verstehen. Wir können uns mit anderen Frauen verbünden und sind gemeinsam stärker. Auch ein veganes Angebot – gerade bei der Kuchenauswahl – bietet das Café. 16 TITEL FOTOS: Claudia Krahne
Kannst Du Dich von all diesen negativen Gedanken schon frei machen? Nein. Darum geht es auch im Buch. Ich werde keine kompletten Antworten auf diese Themen liefern. Man wird sich nie zu 100 Prozent selbst lieben können in einer Gesellschaft wie der, in der wir leben. Und ich werde nie eine fertige Meinung zu allem haben, weil es das gar nicht gibt. Es geht darum, mehr Verständnis, mehr Empathie, für verschiedene Seiten aufzubringen. Wie stehst Du den Kritikern gegenüber, die die Bodypositivity-Bewegung eher als einen toxischen Hype sehen und nicht als Empowerment? Der Begriff Bodypositivity wird inzwischen einfach komplett verkehrt genutzt. Bodypositivity ist aus einer Bewegung dicker schwarzer Frauen entstanden, die gesagt haben: Wir werden innerhalb dieser Gesellschaft in den unterschiedlichsten Strukturen benachteiligt – aufgrund unseres Erscheinungsbildes. Sie wollten darauf aufmerksam machen, dass jeder Körper ein Körper sein darf, ohne dass er bewertet wird. Das hatte noch nichts mit der Aussage zu tun: Ihr müsst euch jetzt alle lieben, wie ihr seid. Denn das muss man nicht – hier wird der Begriff Bodypositivity heute einfach falsch benutzt. Man darf ihn nicht mit Selbstliebe gleichsetzen. Mit geht es eher darum, auf etwas aufmerksam zu machen: Alle sind sich einig, dass Rauchen schlecht für die Gesundheit ist. Ebenso ist Alkohol schlecht für die Gesundheit – und auch Über- und Untergewicht können schlecht für die Gesundheit sein. Können. Was wir aber vergessen ist, dass in unserer Gesellschaft Menschen, die Rauchen oder Alkohol trinken, ein positiver Vibe entgegengebracht wird. Bei Menschen, die dick sind, wird sofort stigmatisiert: Du bist schlecht, so wie du bist. Du bist faul. Du machst nichts für dich. Das ist dann Fettfeindlichkeit. Selbstverständlich gibt es auf der einen Seite auch gesundheitliche Aspekte, aber auf der anderen Seite darf auch ein dicker Mensch genauso sein, wie er ist. Wie hängen Bodypositivity und mentale Gesundheit für Dich zusammen? Bodyshaming kann psychisch krank machen. Wenn man Bodypositivity richtig versteht, bedeutet es einfach, dass jeder Körper – egal welche Hautfarbe, egal ob mit Behinderung oder nicht, egal ob dick oder dünn – ein Körper sein darf. Der muss neutral sein, ohne Wertung. Wie wichtig ist echte Freundschaft für die mentale Gesundheit? Ganz wichtig. Meine besten Freundinnen kenne ich jetzt seit knapp 20 Jahren. Sie sind seit 20 Jahren an meiner Seite. Sie sind mein Anker. Gerade in der Phase, in der es mir mental nicht gut ging, war es sehr bedeutend für mich, sie nah bei mir zu haben. Das war ein entscheidender Grund, wieso ich wieder zurück nach Braunschweig gezogen bin. Hinzu kam das Gefühl, dass ich durch meine Rolle in der Öffentlichkeit häufig nicht wusste: Wollen die jetzt mit mir befreundet sein, weil ich Lou bin, oder nur, weil ich eben in der Öffentlichkeit stehe. Was für Wünsche hast Du aktuell an Deine Zeit in Braunschweig? Ich möchte diesen Sommer nutzen, um mit meinem Freund auf dem Fahrrad Braunschweig und die Region noch mehr zu erkunden. Wir sind beispielsweise noch nie das Ringgleis abgefahren – das müssen wir ändern (lacht). Ansonsten habe ich keine großen Wünsche. Ich liebe die Stadt halt einfach und fühle mich hier sehr wohl. Zum Team des BuchCafés gehört nicht nur Mitarbeiterin Isi (rechts) sondern auch Partner Markus. 17 #STANDORT38SELECT TITEL
Dass die Arbeitswelt Einfluss auf unsere mentale Gesundheit nimmt, ist kein Geheimnis. Genaue Zahlen dazu liefert jetzt der Workplace Insides Report 2025 als größte Arbeitnehmer-Studie Deutschlands. Knapp 80.000 Beschäftigte aus über 350 deutschen Unternehmen wurden dafür im Zeitraum von 2019 bis 2024 via Online-Befragung um eine Gefährdungsbeurteilung zu ihrer psychischen Belastung am Arbeitsplatz gebeten. Die Ergebnisse zeigen: Die Burnout-Gefahr ist keine Ausnahmeerscheinung, sondern erreicht systematisch im mittleren Erwerbsalter ihren Höhepunkt. Wir haben die wichtigsten Daten und Zahlen hier zusammengefasst. BELASTUNGSHÖHEPUNKT IN DER LEBENSMITTE 18 Prozent der Beschäftigten im Alter von 31 bis 40 Jahren schätzen sich laut Studie als Burnout-gefährdet ein – mehr als in jeder anderen Altersgruppe. Zum Vergleich: Nur 6 Prozent der Berufsanfängerinnen und -anfänger unter 21 Jahren sieht sich demnach Burnout-gefährdet. Das BurnoutRisiko ist also bei den 31- bis 40-Jährigen dreimal so hoch. Bei den 21- bis 30-Jährigen sind es den Ergebnissen zufolge mit 13 Prozent schon doppelt so viele wie bei den Berufsanfängerinnen und -anfängern. In den Altersgruppen ab 41 nimmt daher das Burnout-Risiko leicht ab und liegt schließlich bei den über 60-Jährigen bei 16 Prozent. BELASTUNGEN VERÄNDERN SICH MIT DEM ALTER Die Daten von Workplace Insights zeigen zudem einen deutlichen Zusammenhang zwischen der BurnoutGefahr und der Arbeitsbelastung: Je belastender die Arbeitsbedingungen, desto höher die Burnout-Gefahr – besonders in der Lebensmitte. Beschäftigte zwischen 31- und 40 Jahren berichten laut Studie am häufigsten von hohen Belastungen am Arbeitsplatz. Damit verändern sich rund zwei Drittel der untersuchten Arbeitsbedingungen spürbar – teils bis zur Lebensmitte, teils kontinuierlich mit dem Alter. Belastungen wie Arbeitsintensität und Zeitdruck (60 Prozent), emotionale Anforderungen (38 Prozent), ArbeitsunterBURNOUT IM WIE SICH ARBEITSBELASTUNGEN AUF DIE MENTALE GESUNDHEIT AUSWIRKEN Zahlen, Daten, Fakten VON JANINA BUSSE 18 TITEL
brechungen (36 Prozent), Planbarkeit (32 Prozent) und Kontakt mit Dritten (24 Prozent) sind laut Analysen die Top 5 mit dem größten Einfluss auf die mentale Gesundheit. Zudem nehmen sie den Angaben der Befragten zufolge mit dem Alter besonders stark zu. WICHTIGE SCHUTZFAKTOREN NEHMEN MIT DEM ALTER AB Mit zunehmendem Alter berichten Beschäftigte in der Studie gleichzeitig seltener von Wertschätzung durch den Arbeitgeber und erleben eine sinkende Work-Life-Balance – vor allem rund um das vierte Lebensjahrzehnt. Workplace Insides sieht eine Erklärung darin, dass in dieser Lebensphase beruflicher Aufstieg, familiäre Verpflichtungen und zunehmende Arbeitsbelastung häufig zusammentreffen. Gleichzeitig fehlten in vielen Unternehmen gezielte Maßnahmen, um mentale Gesundheit altersgerecht zu fördern. Entscheidend sei daher nicht nur die Lebensphase, sondern wie Beschäftigte in diesem Alter ihre Arbeitsbedingungen erleben – diese werden zwischen 21 und 40 Jahren zunehmend kritischer bewertet. HÄUFIGSTE PHYSISCHE UND PSYCHISCHE BESCHWERDEN Bei den häufigsten körperlichen und psychischen Beschwerden der Beschäftigten liegt den Ergebnissen zufolge die Müdigkeit (37 Prozent) vorne. Ebenfalls häufig genannt wurden Beschwerden des oberen Rückens und Nackens (29 Prozent), Schlafprobleme (27 Prozent), Beschwerden des unteren Rückens (25 Prozent), Migräne und Kopfschmerzen (24 Prozent), nicht abschalten können (23 Prozent), innere Nervosität und Anspannung (23 Prozent) und körperliche Erschöpfung (21 Prozent). HÄUFIGSTE RISIKEN FÜR MOTIVATION UND BINDUNG Den größten Einfluss auf die Motivation nehmen laut Studie insbesondere drei Faktoren: Innovationskompetenz (24 Prozent), Entwicklungschancen (22 Prozent) und Arbeitsprozesse (19 Prozent). Innovationskompetenz und Ent- JOB < 21 6 Prozentsatz der Beschäftigten, die angeben Burnoutgefährdet zu sein. QUELLE: WORKPLACE INSIGHTS 2025 BY DEAREMPLOYEE 20 - 30 13 31 - 40 18 41 - 50 17 51 - 60 17 > 60 Jahre 16 wicklungschancen wurden mit jeweils 40 Prozent ebenso bei den Einflussfaktoren auf die Bindung zum Unternehmen am häufigsten genannt. WAS KÖNNTE DIE LÖSUNG SEIN? Der Workplace Insides Report 2025 kommt zu dem Schluss, dass präventiver Gesundheitsschutz nicht mit Einheitslösungen funktioniert, sondern an Lebensphasen und Belastungsprofile angepasst werden muss. Für Unternehmen sei das eine Chance: Indem sie altersdifferenzierte Maßnahmen ergreifen, könnten sie demnach nicht nur die Resilienz ihrer Mitarbeitenden, sondern auch ihre eigene Zukunftsfähigkeit im Fachkräftemangel stärken. 19 #STANDORT38SELECT TITEL ILLUSTRATION: Ekaterina Chemakina – stock.adobe.com
DIE NATÜRLICHE METHODE GEGEN INNERE UNRUHE Autogenes Training: Mit diesen 6 einfachen Techniken reduzierst du Stress, findest innere Ruhe und schläfst endlich wieder besser. VON JANE SCHMITT 20 TITEL
Du suchst nach einer einfachen Methode, um endlich zur Ruhe zu kommen? Dann probier diese Anleitung für autogenes Training aus! Die wissenschaftlich anerkannte Entspannungstechnik hilft dir dabei, Stress abzubauen, besser zu schlafen und körperliche Anspannung zu lösen – ganz ohne Vorkenntnisse. In diesem Artikel findest du die 6 besten Übungen für Anfänger:innen, die du sofort ausprobieren kannst – bequem von zu Hause oder unterwegs. Was ist autogenes Training? Autogenes Training ist eine wissenschaftlich anerkannte Entspannungsmethode, die auf Autosuggestion basiert. Entwickelt wurde sie in den 1920ern vom Berliner Arzt Prof. Dr. Johannes Heinrich Schultz. Abgeleitet ist sie von der Hypnose. Im Zentrum stehen kurze Formeln, die du dir selbst vorsagst („Autosuggestionen“), um gezielt Körperfunktionen zu beeinflussen – etwa Atmung, Puls oder Muskeltonus. So erreichst du mit der Zeit einen Zustand tiefer selbstinduzierter Ruhe. Was macht man bei autogenem Training? Autogenes Training gliedert sich in zwei Stufen: Grundstufe: Hier lernst du, körperliche Entspannung durch Konzentration und innere Sätze bewusst herbeizuführen. Oberstufe: Aufbauend auf der Grundstufe arbeitest du gezielt an psychischen Themen wie Angst, Selbstwert oder innerer Stärke. Doch Achtung: Die Oberstufe ist erst sinnvoll, wenn du die Grundübungen sicher beherrschst. Deshalb findest du weiter unten 6 bewährte Übungen für autogenes Training für Einsteiger:innen. Für wen ist autogenes Training geeignet? Diese Methode eignet sich für alle, die regelmäßig unter Stresssymptomen leiden – von Nervosität und innerer Unruhe bis hin zu Schlafproblemen, Kopfschmerzen, Herzklopfen oder Verspannungen. Auch bei chronischen Schmerzen, psychosomatischen Beschwerden oder Schlafstörungen zeigt autogenes Training nachweislich Wirkung – als Ergänzung zur ärztlichen oder psychotherapeutischen Behandlung. Selbst für Kinder ab dem Schulalter kann autogenes Training hilfreich sein – vorausgesetzt, es wird spielerisch und altersgerecht angeleitet. Wie oft sollte man autogenes Training machen? Am Anfang empfiehlt sich: 2- bis 5-mal täglich üben, jeweils 5 bis 10 Minuten. Das klingt viel, lässt sich aber leicht in den Alltag einbauen – z. B. morgens im Bett, in der Mittagspause oder abends vor dem Schlafengehen. Auch unterwegs möglich: In der Bahn, im Büro oder sogar auf der Toilette – die Übungen brauchen keine Ausrüstung und lassen sich innerlich sprechen. Je öfter du sie praktizierst, desto schneller stellt sich die gewünschte Wirkung ein. Autogenes Training ist einfach, effektiv und alltagstauglich – ideal für alle, die innerlich zur Ruhe kommen wollen. Die 6 Grundübungen bieten dir einen Einstieg in eine bewährte Methode, mit der du aktiv deine Gesundheit unterstützen kannst. Du brauchst nur ein bisschen Geduld – aber es lohnt sich! Dieser Text stammt von der Online-Community für Frauen. Mehr Beiträge findet ihr unter www.gofeminin.de. 21 #STANDORT38SELECT TITEL FOTOS: maru54 - stock.adobe.com
1 DIE SCHWEREÜBUNG ZIEL: Muskelentspannung durch gezielte Körperwahrnehmung Diese Übung ist die Basis für alles Weitere. Du lernst, deinen Körper bewusst „loszulassen“. Konzentriere dich auf ein einzelnes Körperteil – z. B. den rechten Arm – und wiederhole gedanklich: „Mein rechter Arm ist ganz schwer.“ Stell dir vor, wie dein Arm schwer wird, fast wie in den Boden sinkt. Wiederhole die Formel ruhig und geduldig. Sobald du ein Schweregefühl wahrnimmst, wechsle zur anderen Seite. Danach kannst du die Beine oder den ganzen Körper einbeziehen. Je häufiger du übst, desto schneller stellt sich das Gefühl echter Tiefenentspannung ein. ÜBUNGEN FÜR EINSTEIGER:INNEN 3 DIE ATEMÜBUNG ZIEL: Tiefe Beruhigung, ideal zum Einschlafen Der Atem ist der Schlüssel zur inneren Ruhe. In dieser Übung lenkst du deine Aufmerksamkeit bewusst auf deinen natürlichen Atemrhythmus. Du sagst dir: „Mein Atem geht ruhig und gleichmäßig.“ Wichtig: Du kontrollierst den Atem nicht aktiv, sondern beobachtest ihn einfach. Lass ihn fließen – ganz ohne Druck. Diese Übung hilft dir besonders gut beim Einschlafen oder in stressigen Momenten zwischendurch. Tipp: Du kannst sie auch mit geschlossenen Augen im Sitzen anwenden – zum Beispiel im Büro oder in der Bahn. 22 TITEL 2 DIE WÄRMEÜBUNG ZIEL: Förderung der Durchblutung, Stärkung des Wohlgefühls Wärme bedeutet Entspannung – genau das nutzt diese Übung. Du beginnst wieder mit einem einzelnen Körperteil, zum Beispiel deinem linken Bein, und sagst dir: „Mein linkes Bein ist angenehm warm.“ Während du die Formel wiederholst, stellst du dir aktiv vor, wie sich die Wärme in deinem Körperteil ausbreitet. Vielleicht hilft dir ein Bild, wie etwa Sonnenstrahlen auf der Haut. Wandere langsam über deinen Körper, bis du dich rundum warm und wohl fühlst.
HINWEIS Noch etwas Wichtiges zum Schluss: Dieser Artikel ist nur zur Information gedacht. Zögert nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn ihr massive Probleme und Sorgen habt. Niemand muss alle schwierigen Phasen des Lebens alleine durchstehen. In diesem Sinne: Alles Gute und passt auf euch auf! 6 DIE KOPFÜBUNG ZIEL: Gedanken zur Ruhe bringen, mentale Klarheit schaffen Kreisende Gedanken, Grübelei oder mentale Überforderung? Die Kopfübung hilft dir, wieder „klar im Kopf“ zu werden. Lenke deine Aufmerksamkeit auf deine Stirn und stelle dir vor, wie ein kühler Hauch über sie streicht. Wiederhole: „Meine Gedanken werden ruhig.“ Diese Übung ist ideal, wenn du mental überreizt bist oder nach einem stressigen Tag abschalten willst. 5 DIE SOLARPLEXUS-ÜBUNG ZIEL: Entspannung im Bauchraum, Lockerung von inneren Blockaden Der Solarplexus – auch Sonnengeflecht genannt – sitzt mittig unter dem Brustbein und reagiert besonders sensibel auf emotionale Belastung. Viele merken das als Druckgefühl, Übelkeit oder Kurzatmigkeit. Lege deine Hände locker auf den Bauch und konzentriere dich auf diesen Bereich. Wiederhole gedanklich: „Mein Bauch ist warm und entspannt.“ Diese Übung kann dir helfen, innere Unruhe oder psychosomatische Beschwerden sanft zu regulieren. 4 DIE HERZÜBUNG ZIEL: Pulsregulation, emotionale Stabilität Viele spüren in Stresssituationen ihr Herz bis zum Hals schlagen. Mit der Herzübung lernst du, dein Herz bewusst zu beruhigen. Konzentriere dich auf deinen Brustbereich und wiederhole innerlich: „Mein Herz schlägt ruhig und gleichmäßig.“ Auch wenn du deinen Puls nicht direkt spürst – vertraue auf den Effekt. Die bewusste Aufmerksamkeit und die Formeln helfen deinem Nervensystem dabei, aus dem „Alarmmodus“ auszusteigen. 23 #STANDORT38SELECT TITEL
EINFACH MAL TREIBEN LASSEN REGIONALE WOHLFÜHLORTE Seit fast 25 Jahren bietet das Day Spa Nadine Volker im Braunschweiger Stadtteil Veltenhof am Alten Hof Massagen, Gesichtsbehandlungen und pflegende Körperanwendungen an. Kunden können aus rund 100 verschiedenen Behandlungen auswählen. Über insgesamt drei Etagen hinweg gibt es Behandlungsräume. Für Pärchen oder beste Freundinnen besonders interessant: Insgesamt sechs Behandlungsräume bieten Platz für zwei Personen und ermöglichen somit parallele Anwendungen – ob Peeling, Massage oder Gesichtsbehandlung. Die Preise liegen bei etwa 85 Euro die Stunde. VON JANINA BUSSE UND EMILY RENNER Immerzu leistungsfähig und kreativ sein, dabei körperlich fit und mental ausgeglichen bleiben – der hohe Pulsschlag unserer Zeit bringt viele Menschen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Um die mentale Gesundheit zu unterstützen, muss man sich hin und wieder selbst etwas Gutes tun. Sich kleine Auszeiten gönnen, Entspannung finden, den Kopf frei bekommen – das kann man auch bei uns in der Region. Ob Day Spa oder mit Übernachtung: Wir haben hier eine kleine Auswahl an Wellnessangeboten in und rund um Braunschweig zusammengetragen. 24 TITEL FOTOS: Day Spa Nadine Volker, Philipp Ziebart/Vital Salzgrotte, hedgehog94 - stock.adobe.com, The Hearts Hotel
Völlig schwerelos? Das geht beim Floating – dem Treiben auf stark mit Epsomsalz (enthält Magnesium und Schwefelsulfat) angereichertem Wasser. Die Temperatur der Solelösung ist dabei in etwa der Hauttemperatur angepasst und liegt bei rund 34 Grad Celsius. Bereits nach wenigen Minuten soll dies die Wirkung erzielen, das Gefühl für den eigenen Körper zu verlieren. Licht- und Schallisolierung sollen von außen einwirkende Reize zusätzlich verringern, sodass sich eine Tiefenentspannung und damit Stressreduktion für Körper und Geist einstellt. Sich beim Floating einfach mal treiben lassen, und das allein oder zu zweit für 60 Minuten, kann man im Landkreis Gifhorn bei Float Spa & Cosmetics im Müdener Ortsteil Flettmar. Einzelfloating gibt es für 68,00 Euro, Doppelfloating für 98,00 Euro. Eine schnelle Ladung Entspannung für zwischendurch gibt es außerdem in der Vital Salzgrotte an der Frankfurter Straße in Braunschweig. In der großen Grotte können sich Gäste, nach vorheriger Reservierung, 45 Minuten lang erholen. Ihre Wände bestehen aus rund 14 Tonnen Millionen von Jahren altem Himalaya Salz und ihr Boden ist aufgeschüttet mit rund drei Tonnen Salz aus dem Toten Meer und anderen Regionen der Welt. Bei einem konstanten Raumklima von 19 bis 21 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 50 bis 60 Prozent atmen Besucher Mineralien und Spurenelemente wie Jod, Magnesium, Calcium, Kalium, Eisen und Brom ein. Die salzige Luft kann sich positiv auf Atemwege und Haut auswirken. Die Besucher:innen liegen auf beheizten Einzel- oder DoppelWasserbetten oder einer Relaxliege. Eine Einzelkarte für Erwachsene (45 Minuten) kostet hier 10 Euro. Wer eine etwas längere Auszeit sucht, wird mitten im Nationalpark Harz fündig: Zwischen Bergluft und Design wartet im The Hearts Hotel in Braunlage der Spa „Alte Hippe“. Ob Sauna, Hydromassage mit warmen Wasserstrahlen (20 Minuten für 25,00 Euro) oder abtauchen im „Badeklub“, einer Wanne im Holzschuppen mit Wurmbergblick (90 Minuten für 29,00 Euro) – der gerade erst neu fertiggestellte Spa-Bereich bietet viele Möglichkeiten, zum Entspannen und Abschalten. Auch Dayspa-Gäste sind hier willkommen: Ein Tagesticket inklusive Frühstück kostet 69,00 Euro. 25 #STANDORT38SELECT TITEL
Du bist dauergestresst und kommst einfach nicht runter? Dann könnte der Trend Waldbaden etwas für dich sein. Was sich hinter dem Begriff verbirgt und welche wissenschaftlich erwiesene Wirkung Waldbaden auf unseren Körper und unsere Psyche haben kann, liest du hier. WAS IST WALDBADEN ÜBERHAUPT? Waldbaden, oder auch Shinrin Yoku genannt, stammt aus Japan und bedeutet wörtlich übersetzt „Baden in der Waldluft“. Es geht hierbei nicht um sportliche Aktivitäten, die man im Wald ausübt, sondern schlichtweg darum, bewusst Zeit im Wald zu verbringen. Die Betonung liegt hier auf bewusst. Denn statt sich mit irgendetwas abzulenken oder gar aufs Handy zu schauen, soll man sich voll und ganz auf die Ruhe und die besondere Atmosphäre des Waldes einlassen. Waldbaden kann eine erstaunliche Wirkung auf unseren Körper und unsere Psyche haben. Was es damit auf sich hat, liest du hier. ANN-KATHRIN SCHÖLL „ Wer regelmäßig im Wald badet, hat weniger Stress und ist zufriedener Wenn dir das Abschalten schwer fällt oder wenn du von Gedanken verfolgt wirst, kannst du dir kleine „Sinnesaufgaben“ im Wald suchen. Beobachte Vögel, erschnuppere die unterschiedlichen Walddüfte, lausche dem Rauschen der Blätter, ertaste die raue Rinde von Bäumen oder spüre den weichen Waldboden unter dir. Wichtig beim Waldbaden: Achte auf eine tiefe und gleichmäßige Atmung. Das Tolle am Waldbaden: Es kostet nichts, es ist einfach und jede:r kann es tun. Noch dazu ist es eine besonders effektive Methode, um Stress abzubauen, wie Studien belegen. 26 FOTO: StockPhotoPro - stock.adobe.com TITEL
Dieser Text stammt von der Online-Community für Frauen. Mehr Beiträge findet ihr unter www.gofeminin.de. WISSENSCHAFTLICH BELEGT: DIESE WIRKUNG HAT WALDBADEN Es gibt zahlreiche Studien, die sich mit der Wirkung von Waldbaden auf unseren Körper und unsere Psyche beschäftigt haben. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind eindeutig: Zeit im Wald zu verbringen, hat nachweislich positive Auswirkungen auf unsere körperliche Gesundheit und unser seelisches Wohlbefinden. So zeigt eine Studie aus Japan, dass ein 3-tägiger Waldaufenthalt das Immunsystem stärken kann, indem die Aktivität natürlicher Killerzellen erhöht wird. Diese Zellen spielen eine wichtige Rolle in der Krebsabwehr. Ebenfalls aus Japan stammt eine Studie, die herausfand, dass ein Spaziergang im Wald die Aktivität des Parasympathikus erhöht, was zu einer Verringerung von Stress und Angst führt. Forscher:innen in Südkorea untersuchten die Auswirkungen von Waldbaden auf mittelalte Frauen und kamen zu dem Ergebnis, dass das Waldbaden signifikante Effekte auf den Blutdruck, die Herzfrequenz und die Stimmung hat. WELCHER WALD EIGNET SICH ZUM WALDBADEN? Prinzipiell eignet sich jeder Wald zum Waldbaden. Um die Vorteile des Waldbadens voll ausschöpfen zu können, ist es jedoch wichtig, sich einen ruhigen Ort im Wald zu suchen. Halte dich fern von lauten Straßen, Rast- oder Spielplätzen, denn die Geräusche können störend sein und den Entspannungsprozess behindern. Beim Waldbaden geht es übrigens nicht darum, große Distanzen zurückzulegen. Im Gegenteil, du darfst langsam und achtsam durch den Wald schlendern. Waldbaden eignet sich deshalb auch für mobil eingeschränkte Menschen. Damit die Zeit im Wald erholsam wird, solltest du vorab recherchieren, ob die Waldwege zum Beispiel rollstuhlgerecht sind. Tipp: Wander-Apps wie zum Beispiel Komoot liefern euch Infos über die Beschaffenheit der Wanderwege in deutschen Wäldern. So kannst du abwägen, ob sich der ausgewählte Wald für deine persönliche Bedürfnisse beim Waldbaden eignet. FAZIT: ZEIT FÜR DICH IM WALD Waldbaden ist mehr als nur ein Trend – es ist eine Möglichkeit, in die Natur einzutauchen und gleichzeitig Körper und Geist Gutes zu tun. Wenn du dem Alltagsstress entfliehen und Erholung pur erleben möchtest, dann gönne dir regelmäßig eine Auszeit im Wald. Atme tief ein, spüre die heilsame Wirkung der Natur und lass deine Seele baumeln. Dein Körper wird es dir danken. Waldbaden ist die Möglichkeit, in die Natur einzutauchen. 27 #STANDORT38SELECT TITEL
PERFEKTE BALANCE ZWISCHEN INNEN UND AUSSEN 70er-Jahre-Charme trifft cleane Moderne und Natur pur VON JANINA BUSSE 28 LIVING FOTO: Darius Simka/regios24
Mehtap GündüzErdmann öffnet ihre Türen in Watenbüttel für unsere Redaktion und zeigt, wie sich Natur, Design und Leichtigkeit miteinander verbinden lassen. 29 #STANDORT38SELECT LIVING
Ein Reihenendhaus aus den 70ern, umgeben vom Grün der Okeraue. Und das direkt vor den Toren Braunschweigs, im Ortsteil Watenbüttel. Hier lebt die Familie Erdmann mit vier Personen auf 130 Quadratmetern Wohnfläche zusammen, hat sich mit eigener planerischer Tätigkeit ein Refugium geschaffen. Bereits auf den ersten Blick deutet die Holzverkleidung an der oberen Fassade auf Erneuerung hin. Trotzdem ist der „alte“ Charme erhalten geblieben. Und das wird auch beim Betreten des Hauses deutlich. Seit 2019 lebt die Familie im Reihenendhaus an der Oker im Braunschweiger Vorort. 30 LIVING
Im Zentrum steht der Esstisch. „Wir wollten immer einen runden Tisch. Das spiegelt für uns wider, wie wir als Familie leben: alle gleichberechtigt, alle gucken sich an“, sagt Mehtap GündüzErdmann. Vom Essbereich zur Küche hin wurde eine Durchreiche integriert, als Arbeitsfläche, aber auch als Ablage, um einen offenen Raum zu schaffen. Die matte hellgraue Küchenzeile mit Küchenplatte aus Feinstein fügt sich nahtlos ins Gesamtbild ein, harmoniert mit der Sichtbetondecke, deren Oberfläche – wiederum typisch für die 70erJahre – durch die Schalungsabdrücke wie vertäfelt erscheint. Im offenen Treppenhaus, das ohne Geländer auskommt, wird ihre Stärke als besonderes Detail im Profil ersichtlich. Der Einrichtungsstil: harmonisch. „Es sollte clean sein, aber eben auch entspannt, sodass die Kinder sich wohlfühlen und keine Angst haben müssen, etwas dreckig zu machen“, beschreibt die 44-Jährige. Im Wohnbereich finden sich einige Designklassiker, die zum Baujahr des Hauses passen. Wie ein weißes Stringregal. Ein indigoblaues Hay-Sofa aus Baumwoll-Samt – in Material und Farbe angelehnt an die 70er-Jahre – bildet den Mittelpunkt im Wohnzimmer. Daneben lehnen mehrere kunstvoll bemalte Leinwände an der Wand, grafisch und farbstark. Ein Fernseher ist dafür nicht zu finden. „Wenn wir mal etwas gucken möchten, dann streamen wir es über unseren PC-Monitor oder über das Notebook“, erklärt die Hausbesitzerin. Die Künstlerin der Bilder im Wohnbereich ist sie selbst. „Und unsere beiden Söhne. Wenn wir etwas malen, stellen wir es einfach dazu.“ Hingucker sind unter anderem auch einige Leuchten. Über dem Stringregal hat das Paar eine originale Lichtleiste erhalten. „Sogar die passenden Glühbirnen konnten wir noch nachkaufen“, freut sich Mehtap Gündüz-Erdmann. Im Treppenhaus ziehen große runde Wandleuchten, die in ihrer Faltung an Origami erinnern, die Blicke auf sich. „Ich liebe japanische Handwerkskunst. Tatsächlich findet man im skandinavischen Design ähnliche Elemente. Deswegen haben mir diese Leuchten des skandinavischen Herstellers Le Klint besonders gut gefallen. Eigentlich sind es Deckenlampen, die wir umfunktioniert haben.“ Gleichberechtigung – dafür steht der runde Esstisch im Zentrum der Küche. Seit 2019 lebt die Familie im Reihenendhaus an der Oker im Braunschweiger Vorort. „Vorher haben wir in der Innenstadt zur Miete gewohnt – im Altbau mit hohen Decken. Das war perfekt mit zwei kleinen Kindern, auch von der Infrastruktur. Doch je mehr Raum die Jungs brauchten, desto mehr war für uns der Wunsch da, wieder in die Natur zu ziehen.“ Die Wohnungssuche im Innenstadtbereich blieb erfolglos: „Egal wie schön und geräumig die Wohnungen waren, es fehlte uns immer etwas: mehr Garten, mehr Grün.“ Eine längere Suche im Umland ging los. Weiteres Kriterium: „Aber nicht zu weit raus!“ Keine leichte Zeit, geprägt von einer angespannten Marktsituation, beschreibt die junge Frau. „Ich erinnere mich noch genau, wie ich das Haus bei Kleinanzeigen entdeckt und es mit meinem Mann geteilt habe. Die abgebildeten Fotos weckten unser Interesse.“ Für Mehtap Gündüz-Erdmann hat das Haus bei der Besichtigung gleich eine Geschichte erzählt: „Ich habe es direkt geliebt. Die Aufteilung der Räumlichkeiten war perfekt geplant. Der Garten war wild gewachsen. Man hat gar nicht gesehen, wie groß das Grundstück mit seinen 860 Quadratmetern eigentlich ist. Sehr hoher, dichter Bambus verdeckte den Ausblick und teilte den Garten entzwei – aber wir konnten spüren, dass er ganz viel Potenzial hat.“ Den Stadtteil Watenbüttel hatten die Erdmanns zunächst nicht auf dem Schirm, vermissen aber nichts, fühlen sich wohl und sind angekommen. „Die Nähe zur Innenstadt und zum Naturschutzgebiet ist ideal.“ „ Es sollte clean sein, aber eben auch entspannt, sodass die Kinder sich wohlfühlen. FOTOS: Darius Simka/regios24 31 #STANDORT38SELECT LIVING
Ein paar kleine Baustellen gibt es auch nach sechs Jahren noch: „Wir wollten eigentlich mal die Heizung in der Küche verkleiden lassen – da sind wir irgendwie nie zu gekommen. Und die Fußleisten sind auch noch nicht fertig. Das ist ein Prozess“, schmunzelt die Wahl-Watenbüttelerin. „Eins nach dem anderen. Es darf nie anstrengend sein. Das ist wirklich unser Motto. Es muss einfach leicht sein. Und wenn es nicht leicht ist, ist es nicht das Richtige.“ Ein indigoblaues Hay-Sofa aus BaumwollSamt bildet den Mittelpunkt im Wohnzimmer. LINKS Spiegel lassen die Räume größer wirken und setzen die Sichtbetondecke, deren Oberfläche typisch für die 70er-Jahre ist, in Szene. 32 LIVING
Die Deckenverkleidung im Obergeschoss hat das Paar bereits zu Beginn erneuert: „Da das Haus relativ hellhörig war, haben wir uns für Akustikpaneele entschieden.“ Vor sechs Jahren waren die Erdmanns damit Vorreiter, es gab noch keine große Auswahl. Heute sind solche Paneele bereits direkt im Baumarkt erhältlich. Ein ortsansässiger Tischler hat sie verbaut, ebenso wie die Einbauschränke im oberen Flur und Badezimmer, die der gesamten Familie dienen. Das Bad befindet sich neben den beiden Kinderzimmern im Obergeschoss, das Elternschlafzimmer im Untergeschoss des dreistöckigen Hauses. Seit 1,5 Jahren hat die Familie einen Hund, der den großen Garten und die Natur ebenso schätzt wie alle anderen Familienmitglieder. „Das ist so lebendig, wenn er durch den Garten tobt“, sagt die Design-Liebhaberin. Die großen Fenster laden zum Beobachten von jedem Raum aus ein. Im Wohnbereich sind es noch die Originalfenster aus den 70ern. In der Küche wurde ein Durchbruch für ein großes Fenster geschaffen, der den Blick in die Aue zusätzlich zum Panoramafenster im Essbereich als Highlight freigibt. „Es ist unfassbar, wie sich das Licht hier drinnen mit jeder Jahreszeit verändert. Das Haus hat einfach eine perfekte Balance zwischen Außen und Innen, der Natur und der Sicherheit, die einem vier Wände geben können.“ An denen finden sich zahlreiche Spiegel: „Es sind nach und nach immer mehr hinzugekommen. Unter anderem, um das Gefühl von Draußen noch ein Stück mehr reinzuholen und mehr Tiefe zu schaffen.“ Störche und viele andere Vögel sind ebenfalls im Garten an der Oker zu Gast – bewohnen die wilden alten Obstbäume. Mirabellen, deren Früchte in sattem Gelb-Rot leuchten – einzelne Zweige zieren organische Vasen und Schalen im Drinnen. Blumen und Pflanzen sind Mehtap GündüzErdmann auch im Wohnbereich sehr wichtig: „Bei uns gibt es die nicht nur zu besonderen Anlässen, Blumensträuße gibt es eigentlich immer.“ Im Garten zieht sie selbst Schnittblumen wie Dahlien. „Allgemein experimentieren wir im Garten viel rum.“ Dem Bambus sind die Erdmanns mit Hilfe eines ortsansässigen Landwirtes und schwerem Gerät Herr geworden. „Wir könnten natürlich noch mehr Struktur reinbringen, aber die Aue holt sich den Garten sowieso sofort zurück. Und es ist so spannend zu beobachten, was kommt hier, was kommt da ...“ „ Es ist unfassbar, wie sich das Licht hier drinnen mit jeder Jahreszeit verändert. MITTE LINKS Alte 50er-Jahre-Vasen, die Mehtap Gündüz-Erdmann gesammelt hat, zieren im Kontrast zu den modernen Möbeln eine alte Teak-Vitrine. MITTE RECHTS Auch wenn der Garten wild gewachsen war, konnte die Familie schon bei der ersten Besichtigung spüren, dass er ganz viel Potenzial hat. RECHTS Akustikpaneele bilden einen Hingucker im Badezimmer und sorgen ganz nebenbei für eine angenehme Atmosphäre. 33 #STANDORT38SELECT FOTOS: Darius Simka/regios24 LIVING
RkJQdWJsaXNoZXIy MjExNDA4